Wir haben hier tatsächlich einen kleinen monopolistischen Rest eines sonst vollständig liberalisierten Marktes. In den 90-er Jahren haben wir den bis dahin ausschließlich durch staatliche Strukturen dominierten Telekommunikationssektor in Deutschland vollständig verändert. Die wichtigsten Ergebnisse sind: der freie Mobilfunkmarkt, Wettbewerb bei den Internetanbietern, das Privatfernsehen, aber natürlich auch das private Radioangebot. Dass dessen technischer Betrieb bis heute ein Monopol ist, liegt zum einen an Vermischung von Bundes- und Landesrecht, zum anderen aber auch, dass es sich um einen sehr speziellen Nischenmarkt handelt.

Warum hat die Liberalisierung in diesem für die Radiosender wichtigen Infrastrukturbereich so lange gedauert?

Im UKW-Sendernetzbetrieb greifen verschiedene Leistungen ineinander, wie der Standortbetrieb von Türmen und Masten, der Zuleitungsbetrieb und die Koordination der Radiofrequenzen. So lange alles in einer Hand war, war eine Auftrennung schwierig. Spätestens aber mit dem Verkauf des Sendegeschäfts durch die Telekom an Dritte im Jahr 2008 wäre eine Öffnung sinnvoll gewesen. Es hat dann noch 4 Jahre gedauert, bis 2012 das Telekommunikationsgesetz geändert wurde, wodurch indirekt das Liberalisierungsdatum 1.Januar 2016 definiert wurde. Danach war dann endlich die Zeit reif für die ersten echten Wettbewerber.

Welche Auswirkungen hat der künftige Wettbewerb im Netzbetrieb für die Radiolandschaft?

Im konkreten Fall schafft Wettbewerb Transparenz und eine Basis für kommende Innovationen. Die UKW-Landschaft in Deutschland besitzt ja eine hohe Qualität. Was in der Vergangenheit aber gefehlt hat, ist die Konzentration auf die Anforderungen der Radiosender als Kunden und ein nachhaltiges Kostenbewusstsein. Mit dem nun einsetzten Wettbewerb müssen sich alle Marktteilnehmer stärker hinterfragen – das schafft Effizienz und bereitet auf neue Herausforderungen vor. Das haben die Radioverbände natürlich bereits jahrelang gefordert – ihnen fehlte aber ein Anbieter als konkretes Vergleichsobjekt.

Wird sich die Ertragssituation der Radiosender durch mehr Wettbewerb entscheidend verbessern?

Eindeutig! Durch die Regulierung der Bundesnetzagentur wird der Marktpreis für UKW-Senderbetrieb ab dem 1. Januar flächendeckend sinken, interessanter Weise auch ohne einen Anbieterwechsel. Wettbewerber wie unser Unternehmen Uplink bringen dann natürlich noch einmal weitere Preisvorteile. Wichtiger ist aber die einsetzende Transparenz, die zu weiteren Kostensenkungen auch bei Vordienstleistern führen kann. Hier ist durchaus noch viel Potentzial vorhanden.
Im Übrigen wird der UKW-Betrieb in Deutschland, aber auch im Ausland, noch viel länger aufrechterhalten werden, als sich das so mancher Technik-Freak heute vorstellt. Der analoge Hörfunk hat sich bei den Verbrauchern einen festen Platz erobert – man denke nur an das Autoradio oder die festen, bzw. tragbaren Hörfunkanlagen im privaten Haushalt. Dieses, auch gerade in neuerer Zeit, sehr viel benutzte Netzwerk kann man nicht auf Knopfdruck abschalten. Hier müssen die technischen Entwicklungen und die Wege der sehr unruhigen Märkte genau beobachtet werden, sonst macht man Fehler.

Uplink Network will im nächsten Jahr in DAB plus investieren. Was haben Sie hier vor?

Nun, es ist doch nur schlüssig, dass ein Betreiber von analogen Radiodienstleistungen sich auch im digitalen Bereich engagiert. Wir haben ein technisches System entworfen, dass das Argument fehlender Wirtschaftlichkeit von DAB+ aus dem Weg räumen soll. Das wird 2016 mit den ersten Piloten präsentiert. Aber auch darüber hinaus beobachten wir die Entwicklungen im Rundfunkmarkt sehr genau – UKW wird für Uplink mittelfristig und langfristig nur eines unter mehreren Standbeinen sein.

Suchen Sie für das weitere Wachstum der Gesellschaft Finanzpartner?

Unser Unternehmen hat bereits einen großen Gesellschafterkreis, der sich eher aus Gesichtspunkten des Netzwerks als aus finanzieller Fokussierung zusammensetzt. Unsere ambitionierten Ziele beim Marktwachstum und dem gleichzeitigen Ausbau der Infrastruktur in den kommenden Jahren lassen aber Platz für neue, langfristig denkende Investoren.

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