An der Spitze des Boulevard-Blatts agierte Diekmann allerdings recht frauenfreundlich. Zahlreiche Beförderungen von Journalistinnen ins Top-Team von "Bild" datieren aus seiner Zeit. Vielleicht kann er Uber ja gute Tipps geben, wie hier die Wogen zu glätten sind? 

Ach ja – Uber hat darüber hinaus vergangene Woche seine PR-Chefin Rachel Whetstone verloren, die erst vor zwei Jahren von Google zum Taxi-Konkurrenten gewechselt hatte. Whetstones bisherige rechte Hand Jill Hazelbaker übernimmt laut E-Mail von Uber-Boss Travis Kalanick. Gute Ratschläge in Sachen Öffentlichkeitsarbeit könnten jetzt auch von Diekmann kommen: Kein anderer Medienmacher versteht es wie der rührige 52-Jährige, in sozialen Netzwerken zu trommeln, Geschichten zu verkaufen. 

Doch für Uber kommt es noch dicker: Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft dem Unternehmer in einer Klage den Einsatz von Technologie für selbstfahrende Autos vor, die ein ehemaliger führender Mitarbeiter gestohlen haben soll. Ein Eklat im Silicon Valley! Das auch Kai Diekmann nach einem langen Aufenthalt im Namen Springers gut kennt. Wer weiß – wer in Berlin Strippen ziehen kann, schafft es vielleicht auch in San Francisco. 

Wie sich Diekmann bereits einbringt

Viel Arbeit steht für Uber zudem in Europa an: Hier ist das Angebot des Taxikonkurrenten, bei dem die Vermittlung direkt zwischen Kunden und Fahrer stattfindet, teilweise oder ganz verboten worden. Es gilt, Politiker zu überzeugen. Uber muss Lobbyarbeit leisten. Das kann Kai Diekmann zwar am besten für sich selbst – aber er soll dem US-Unternehmen ja auch nur zeigen, wie es besser geht.

Dass sich der viel reisende und digital vernetzte Diekmann für Uber ins Zeug legen wird, wird durch erste Spuren auf Twitter deutlich:

Inzwischen grämen sich aber vor allem die Uber-Investoren, die ihr Geld in den mit über 60 Milliarden Dollar bewerteten Fahrdienst-Vermittler gesteckt haben. Ihnen machen all diese Turbulenzen genauso Sorgen wie die fortlaufenden Milliardenverluste. Zumindest bei einem steten Auflagenminus kann Kai Diekmann mitreden: Er hat in den letzten Jahren seiner "Bild"-Regentschaft geschickt vom Printschwund abgelenkt und Leser wie Werbekunden mit einer Digitalstrategie in neue Bahnen gelotst.

Uber statt Facebook

Der langjährige "Bild"-Chef Diekmann hatte das Medienhaus Axel Springer Ende Januar 2017 verlassen. Er wolle sich anderen Aufgaben widmen, hieß es damals – auch ein Berater-Engagement bei Facebook wurde dem Ex-Springer-Mann zum Jahresstart zugetraut.

"Diekmann hat schon das Image von Bild gedreht, das könnte er auch bei Facebook schaffen", zitierten Medien damals Investorenkreise. Jetzt darf er also für Uber die Kohlen aus dem Feuer holen.

ps/dpa


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.