Antihelden, starke Frauen und düstere Welten als Türöffner

Zu Marvels "Daredevil" kamen beispielsweise viele Zuschauer, die gern ambivalente Charaktere mögen: Sie schauten "Breaking Bad" oder "Bloodline" und mochten auch den zwischen Gut und Böse mäandernden "Dexter".

"Jessica Jones"-Fans wurden über scharfen Humor, starke Frauen und dunkle Verbrechen zu der Marvel-Serie geführt. Das Spektrum ist breit und reicht von "Master of None" und den eher fröhlichen "Friends" über die Frauenknast-Serie "Orange is the New Black" bis zu Krimidokus wie "Making A Murderer" (siehe Grafik ganz oben/Ausschnitt).

Der Superheld wider Willen "Luke Cage" gewann sein Publikum über Serien, die die dunkle Seite der Gesellschaft thematisieren. Ist "Amanda Knox" wirklich schuldig des Mordes? Wie gefährlich ist moderne Technik wie in "Black Mirror"? Wie düster ist die Welt - die echte wie in "Narcos" oder die Zombieapokalypse aus "The Walking Dead"? Seher dieser Formate waren leicht für "Luke Cage" zu gewinnen.

Vom Waisen zum Verbrechensbekämpfer wird Danny Rand in Marvels "Iron Fist". Da liegt es nahe, dass vor allem Coming-of-Age-Geschichten die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die Comiceverfilmung lenkten. Sie traf den Geschmack von Fans der Serien "Tote Mädchen lügen nicht (13 Reasons Why)", "Love" und "Ultimate Beastmaster": einer Wettkampf-Spielshow.

Woher kommen die Zuschauer der Marvel-Serien? Aus teils untypischen Ecken.

Woher kommen die Zuschauer der Marvel-Serien? Aus teils untypischen Ecken.

Die vier genannten Helden sind nun in einer neuen Reihe zu sehen: Marvels "Defenders" laufen seit 18. August bei Netflix und drehen sich darum, wie die vier acht Folgen lang gemeinsam in New York gegen dsa Böse kämpfen. In weiteren Rollen sind unter anderem Stars wie Sigourney Weaver, Rosario Dawson, Carrie-Anne Moss und Scott Glenn zu sehen.

Hier der erste Trailer:

Den Weg zur neuen Serie stellt sich Netflix seinen Daten zufolge dann so vor. Denn wer einen oder mehrere der Helden mag - oder die Formate, die ihn dorthin führten - der findet vermutlich auch zum Viererpack.

Viele Wege führen durchs Serienuniversum zu den "Defenders".

Viele Wege führen durchs Serienuniversum zu den "Defenders".

Netflix hat mit den Marvel-Verfilmungen großen Erfolg. Wird diese aber 2019 wohl verlieren: Marvel gehört zu Disney, und der Unterhaltungskonzern hat die Partnerschaft mit Netflix aufgekündigt: Disney plant einen eigenen Streamingkanal. Netflix hat vorsorglich schon einmal den Comicverlag Millarworld gekauft, von dem unter anderem die Vorlage zu "Kingsman" stammt. Zudem haben der Streamingdienst und sein großer Wettbewerber Amazon Video ihre Teams hochkarätig verstärkt: Netflix holte sich Produzentin Shonda Rhimes ("Grey’s Anatomy", "Scandal", "How to Get Away with Murder") von ABC, zu Amazon kommt "The Walking Dead"-Erfinder Robert Kirkman.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.