Was die "taz" richtig macht...
In Zeiten sinkender Zeitungsauflagen meldet ausgerechnet die unkonventionelle "taz" ein besseres Ergebnis denn je. Die Bilanz zeigt, dass einige Hausaufgaben gut erledigt worden sind.
Im Jahr zwei der schwarzen Zahlen geht es der "taz" so gut wie nie. Der Umsatz der alternativen Tageszeitung ist 2010 um zwei Prozent auf 24,9 Millionen Euro gesteigen, der Gewinn um rund 71.000 Euro auf gut 385.000 Euro. "Seit es die taz-Genossenschaft gibt, sind dies die erfolgreichsten Jahre", bilanziert "taz"-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch bei der Jahresversammlung der taz-Genossenschaft am Wochenende in Berlin – nachzulesen im Haus-Blog der "taz".
Das Geheimnis des Erfolgs (auf zugegeben bescheidenem Niveau)? Mehr und mehr spezialiserte "taz"-Produkte. Mit 70 Prozent der Gesamteinnahmen kommt aus dem Abo-Geschäft nach wie vor das meiste Geld. "Kalle" Ruch gibt sich erfreut, dass die Zahl der "taz"-Vollabos innerhalb der letzten zehn Jahre lediglich um sechs Prozent gesunken sei. Aber das kann die "taz" mehr als ausgleichen - durch Wochenend-Abonnements oder Abos der "Le Monde diplomatique". In Zaheln: Derzeit 8500 Leser abonnieren die "Le Monde diplomatique", die einmal pro Monat der "taz" beiliegt. 3200 Leser zahlen mindestens zehn Euro pro Monat für das E-Paper-Abo der "taz". Zudem hat das Berliner Blatt innerhalb eines Jahres 6170 Wochenendabonnenten gefunden. Für die E-Paper-Ausgabe der "taz" würden bislang zwar erst 3200 Leser monatlich zehn Euro bezahlen, doch Ruch ist optimistisch: "Das wird weiter steigen, weil man davon ausgehen kann, dass sich diese mobilen Geräte weiter verbreiten werden."
Wichtig ist der "taz" auch das starke Online-Beiboot. Mit inzwischen 1,2 Millionen Lesern (Unique User) bei taz.de erreicht das Haus nach eigenen Angaben online deutlich mehr Leser als über die gedruckte Zeitung. Allerdings bleibt das für Leser aus Prinzip kostenlose Angebot weiter ein Zuschussgeschäft, auch wenn der Anzeigenumsatz bei taz.de mit plus 300.000 Euro beziehungsweise 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr die leicht rückläufigen Anzeigenumsätze der Printausgabe mehr als kompensiert hat. Ruch räumt ein: "Bisher war das Internet für die Zeitungsverlage ein einziger Irrtum."
taz.de soll dennoch auch weiterhin in vollem Umfang kostenlos bleiben. Die Beschränkung des Angebots auf zahlende Leser passe nicht zum Grundgedanken der "taz", zitiert der Haus-Blog etwa Online-Redaktionsleiter Matthias Urbach. Um die Zahl der freiwilligen Zahler – wie im Printbereich - zu erhöhen, will die "taz" neben einmaligen Spenden auch regelmäßige Zahlungen per Lastschrifteinzug ermöglichen. Seit April gibt es auch die freiwillige Form des Bezahlens für taz.de – mit mäßigem Erfolg. Konzept: Jeder zahlt dabei so viel, so oft und wann er will – via Kreditkarte, Handy, Überweisung oder über die Internetbezahldienste Amazon und Flattr. Im April kamen laut "taz" noch gut 9000 Euro rein. Seither sank der Betrag jeden Monat, im August waren es nur noch rund 2200 Euro. Im Verhältnis der taz-Gesamteinnahmen von 25 Millionen Euro im Jahr sei das recht wenig, aber "auch die Genossenschaft hat klein angefangen”, so Urbach.