Satire:
Wie die "Titanic" den WM-Skandal ausschlachtet
Die "Titanic" erinnert an eigene Bestechungsversuche in Sachen Deutschland-WM. Das schließt sogar den Aufruf zu Telefon-Terror bei "Bild" ein.
Den "Titanic"-Redakteuren müssen die "Spiegel"-Berichte über etwaige Bestechungen rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wie ein Dejavú vorkommen. Denn die Satirezeitschrift hatte seinerzeit mit einer Underground-Aktion versucht, sich in die WM-Vergabe nach Deutschland einzumischen. Woraufhin "Bild" die Telefonnummer der "Titanic" veröffentlichte - mit dem Aufruf an die Leser, sich dort zu beschweren. Eine Steilvorlage für Satire von heute:
Aktion: TITANIC-Leser beschimpfen die "Bild"-Redaktion.
Alle Infos (inkl. Telefonnr.) unter:
https://t.co/YWGU4dgD7k pic.twitter.com/dW02yTjmFP
— TITANIC (@titanic) October 19, 2015
Die Geschichte: Im Vorfeld der damaligen WM-Vergabe im Jahr 2000 hatte die Satirezeitschrift versucht, die Jury zu bestechen - mit Kuckucksuhren, Bierseideln und guten Würsten. Der damalige Chefredakteur Martin Sonneborn hatte entsprechende Faxbotschaften an die einzelnen Deligierten in ein Schweizer Hotel geschickt. Er gab sich darin aus als "Martin Hansen Secretary TDES". "TDES" stand als Abkürzung für "Titanic das entgültige Satiremagazin". Die Briefe waren, wie Sonneborn in einem Protokoll der Geschichte schreibt, weder unterzeichnet noch hatten sie einen Briefkopf.
Offenbar hatte damals ein Zufall das Fake-Angebot vermeintlich seriöser wirken lassen: Die Rezeptionistin hatte die Faxe jeweils in Umschläge gesteckt und diese unter der Tür der jeweiligen Deligierten durchgeschoben. Martin Sonneborn hatte diese Geschichte auch in einem eigenen Buch veröffentlicht ("Ich tat es für mein Land – Wie Titanic einmal die Fußball-WM 2006 nach Deutschland holte: Protokoll einer erfolgreichen Bestechung").
Im Satire-Interview mit der "taz" hat sich Sonneborn aktuell auch noch einmal zu Wort gemeldet: "Die WM nach Deutschland zu holen, war nicht die Aktion eines Einzelnen, sondern das Ergebnis eines gut zusammenarbeitenden Teams. Wir können also auf eine gute Zusammenarbeit zwischen dem DFB und mir zurückschauen. Die Arbeit hatten wir uns sehr gut aufgeteilt."