Aber ist Amazon nicht größter Konkurrent für klassisches TV? Christoph Schneider, Deutschland-Chef des Streaming-Anbieters Amazon Prime Video, zeichnete auf den #mtm16 ein anderes Bild, sprach von "gutem Austausch" mit den meisten Fernsehsendern. Als Beispiel nannte er die Kooperation mit RTL; Amazon und der Kölner Sender entwickeln zusammen die historische Spionageserie "Deutschland '86", eine Fortsetzung der Serie "Deutschland 83", die bei RTL vor einem Jahr im Free TV von den Quoten her scheiterte, von der Kritik aber positiv bewertet wurde.

HR-Fernsehdirektorin Gabriele Holzner sagte beim TV-Gipfel, dass private Anbieter und Plattformen sich auf ihr Ziel konzentrieren könnten, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe seinen Auftrag zu informieren, alle Genres abzubilden und alle gesellschaftlichen Gruppen ins Visier zu nehmen. Für die Inhalte bedeute das: "Der HR muss auch das bieten, was der User wissen sollte."

Die Fernsehdirektorin mahnte dennoch jedoch an, die digitalen Bemühungen stärker voranzutreiben: "Wir müssen eine attraktivere Mediathek bekommen", sagte Holzner in Hinblick darauf, dass im kommenden Jahr die Einschaltquoten der TV-Sender um die Werte ergänzt werde

Auch klassisches TV wird immer öfter abgerufen

Aus gutem Grund, wie eine weitere Veranstaltung zur Zukunft von Bewegtbild im Rahmen des TV-Gipfels ergab. So konnte etwa Sky Zahlen aus seinem eigenen Forschungspanel vorlegen, die auf allen Nutzungssituationen in der "Luxuszielgruppe" der Pay-TV-Nutzer basieren. Dort hat nach Angaben von Dirk Otto, Vice President Research bei Sky Deutschland, zwischen 2014 und 2016 (jeweils auf den Zeitraum Januar bis September bezogen) die On-Demand-Nutzung von Sky-Inhalten um 113 Prozent zugelegt.

Alles in allem würden auch klassische TV-Inhalte immer öfter abgerufen, zeitversetzt genutzt, gestreamt. Wenn auch nicht so rasant wie in den USA, wo der Empfang des klassischen Fernsehens den Nutzer auch deutlich teurer kommt als das Abo bei Netflix. Wichtig sei nun auch für die Werbewirtschaft Transparenz bei den Nutzerzahlen, mahnte Otto an. Christian Franzen, Managing Director bei Mediacom, pflichtete dieser Forderung mit Blick aufs bald erweiterte AGF-Panel bei und fügte hinzu: "Der Mediaplaner muss einfach wissen, wo die Leute sind."

Andere Bewegtbild-Werbeformen setzen sich durch

Wenn schon die Inhalte geprägt werden – auch die Werbeformen verändern sich mit Streaming und VoD. Schauspieler und Produzent Kai Wiesinger hat mit Opel einen Markenartikler zur Seite, der seine Sat.1-Webvideoserie "Der Lack ist ab" mit Branded Entertainment begleitet.

Der Zuschauer fühle sich nicht gestört, die Marke profitiere, die Serie wiederum sei Nukleus für die neuen TV-Spots der Rüsselsheimer, berichtete Wiesinger beim TV-Panel. Und er sprach die Hoffnung aus: "Vielleicht kommen wir zu einem sinnvollen Mäzenatentum der Marken zurück, mit dem Kultur klug unterstützt wird."

ps (mit dpa)


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.