ZDF lehnt Werbeverbot ab
ZDF-Intendant Markus Schächter hat sich - wenig überraschend - gegen ein Werbeverbot für die Öffentlich-Rechtlichen ausgesprochen
Das ZDF lehnt ein Verbot von Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ab. "Es ist doch eine Mär, dass die Privaten von einem Werbeverzicht der Öffentlich-Rechtlichen profitieren würden", sagt Intendant Markus Schächter dem "Handelsblatt" in seiner Donnerstagsausgabe. Das zeige sich in Frankreich, wo die Werbung im staatlichen Rundfunk gerade erheblich eingeschränkt wurde. "Die Markenartikler haben ihre Ausgaben trotzdem nicht zu den Privatsendern umgeschichtet, weil sie dort ihre Zielgruppe gar nicht erreichen", sagt Schächter.
Derzeit erwirtschaftet das ZDF laut "Handelsblatt" bis zu acht Prozent seines Budgets mit Werbung. Das seien jährlich rund 150 Millionen Euro. Falls sich die für den Rundfunk zuständigen Bundesländer für ein Werbeverbot entscheiden sollten, fordert Schächter einen finanziellen Ausgleich. "Wenn der Gesetzgeber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Werbeeinahmen nehmen sollte, muss er nach den Grundsätzen der Rundfunkverfassung den Ausfall kompensieren", wird der Intendant weiter zitiert.
Erst am Mittwoch hat der neue Beirat von ProSiebenSat.1 unter der Leitung von Edmund Stoiber einmal mehr das Aus von Werbung bei ARD und ZDF gefordert. Aktuell laufen in den letzten Landtagen noch Abstimmungen über den neuen Rundfunkstaatsvertrag, der ab 2013 gelten soll. Er wird das Sponsoring bei den Öffentlich-Rechtlichen nahezu auf Null zurückfahren und bei den Gebühren das Haushaltsmodell einführen. Ende 2013 wollen die Länder darüber beraten, ob das Ende der öffentlich-rechtlichen Werbeblocks besiegelt werden soll.
Hinsichtlich des härter werdenden Wettbewerbs im Fernsehmarkt fordert Schächter als Noch-Chef des Mainzer Senders eine Kooperation zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten, um Apple und Google etwas entgegenzusetzen. "Wir müssen uns endlich verbünden. Die starren Fronten erinnern mich manchmal an den Stellungskrieg von Verdun", sagt Schächter. Er führe bereits Gespräche mit privaten Fernsehsendern und Verlagshäusern. Als er das Argument vor zwei Jahren auf den Medientagen München angeführt hat, erntete Schächter noch Gelächter von den kommerziellen Kollegen. In der Content Allianz zum besseren Schutz des geistigen Eigentums in den digitalen Medien haben Privat und Öffentlich-Rechtlich schon mal einen gemeinsamen Nenner gefunden. Interessant: Markus Schächter prescht mit der Aussage zu einer gemeinsamen Kooperation erstmals im Rahmen der Content Allianz nach vorne. Bisher haben eher der Privatfunkverband VRPT und die ARD dort das Wort geführt. Es wirkt, als wolle der ZDF-Chef in dem Verbund endlich eine Duftmarke setzen.
kas/ps