Man darf davon ausgehen, dass nicht nur Bauer-Verlagsmanager seit Monaten mit Apple über einen Zugang zum künftigen iPad-Kiosk sprechen. Zu Details halten sie sich noch bedeckt. „Wir reden mit sämtlichen relevanten Anbietern auf diesem Markt“, erklärt ein Burda-Sprecher. „Das Thema E-Reader ist für uns grundsätzlich nicht neu. Wir beschäftigen uns damit intensiv seit einiger Zeit“.

Auch „Spiegel“-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron glaubt, „dass uns das iPad neue und interessante Möglichkeiten eröffnet“. Das Nachrichtenmagazin bereite sich bereits „seit geraumer Zeit darauf vor“. In Sachen Bezahl-Inhaltstrategie will der Verlag laut von Blumencron bei seiner „grundsätzlichen Linie“ bleiben: „Spiegel Online liefert tagesaktuelle Informationen, Analysen und den Debattenstoff für die digitale Welt und bleibt deshalb frei. Für das Magazin bringen die Reader neue Darstellungsformen und Verbreitungschancen.“

Beim Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr beschäftigt man sich ebenfalls intensiv mit dem Thema. Zuständig ist die Vertriebstochter DPV. Die dortigen Programmierer setzen jedoch nicht allein auf das potenzielle Zugpferd iPad. „Wir verfolgen einen verlagsstrategischen Ansatz“, erklärt eine DPV-Sprecherin. Ziel sei ein „ Endgeräte-unabhängiges System“.

Akuter ist das Thema wohl bei den Tageszeitungsverlagen. „Wir prüfen intensiv, wie und wann wir Angebote für das iPad auf den Markt bringen“, sagt ein Sprecher der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Entschieden sei noch nichts. Aber es sei „klar, dass über das Produkt, über die Apple-Kunden und auch im Werbemarkt große Potentiale aktiviert werden können“.

Auch bei der Düsseldorfer Verlagsgruppe Handelsblatt will man „diese Entwicklungen genau beobachten“. Konkrete Gespräche mit Apple gebe es noch nicht, erklärt ein Sprecher, aber „das wird zu gegebener Zeit folgen“. Für konkrete Ankündigungen sei es „noch zu früh“. Anders als andere Verlage sehen die Düsseldorfer das neue Gerät zwischen iPhone und Laptop eher nicht als Möglichkeiten, ihr Print-Produkt auf den Bildschirm zu bringen. „Das iPad ist wohl eher kein E-Book-Reader wie Kindle und andere, sondern ein PC. Die Entwicklung von Tablet PCs mit Browsern sehen wir eher im Zusammenhang mit dem Thema Online-Angebote“, sagt der Sprecher. Das „Handelsblatt“ ist bereits auf dem Amazon-Lesegerät Kindle präsent.

Die WAZ-Gruppe arbeitet seit Monaten an eigenen E-Reader-Inhalten. Gemeinsam mit dem Computerhersteller Medion und E-Plus wollen die Essener sogar einen eigenen E-Book-Reader entwickeln. Für ihre Plattform will der Verlag außerdem weitere regionale Verlagspartner ins Boot holen. Zu Details hält sich die WAZ-Gruppe jedoch noch bedeckt.

Mit der neuen Generation von Lesegeräten verknüpfen Verlage weltweit große Erwartungen. Mit Readern à la iPad hoffen Sie, verlorenes Terrain zurückzuerobern. Print-Manager sehen in den tragbaren Touch-PCs die Chance, wieder die gesamte Wertschöpfungskette des Verlagsgeschäfts zu kontrollieren und vor allem Bezahl-Inhalte zu etablieren.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.