Welche Städtekampagnen überzeugen Sie derzeit am meisten?

Als Stadtplaner interessieren mich die Produkte, also die Stadtorganismen mehr als daraus abgeleitete Marketingkampagnen. Aus dieser Sicht sind gelungene Masterpläne und Gutachten, wenn sie gut publiziert werden, auch hilfreiche Marketingkampagnen, die beispielsweise in Form von gut moderierten Bürgerbeteiligungsverfahren das Produkt optimieren. Ein gutes Beispiel hierfür ist der 2007 entstandene Masterplan für die Innenstadt von Köln, der bis heute maßgeblich die Stadtentwicklungspolitik beeinflusst.

Verlassen sich weltberühmte Städte wie Rom, Florenz oder auch Paris nicht ein bisschen zu sehr auf ihre glorreiche Vergangenheit? Müssten sie nicht dringend ihre Marketing-Strategie ändern, um nicht zurückzufallen?  

"Ändern" würde ich bei so erfolgreichen Beispielen nicht vorschlagen, sicher aber "aktualisieren". Zu dem geliebten Lebensstil von Paris oder Rom passt jedenfalls auch ein modernes, auf den öffentlichen Verkehr setzendes Mobilitätskonzept viel besser, als Dauerstau und schlechte Luft. Problematisch ist eher eine nachlassende Lebensqualität, die man in einigen der "alten" Metropolen leider konstatieren muss. Versuchen Sie mal, in Paris eine passable Wohnung zu mieten...

Was sollten Städte zuvorderst tun, wenn sie sich als Marke etablieren wollen? 

Die Entwicklung einer Stadtmarke fängt nie bei Null an. Unsere Städte sind Jahrhunderte alt und haben unterschiedliche Fähigkeiten und Begabungen. Genau so gehen wir auch als Stadtplaner an diese Aufgaben: Jede Stadt ist ein Unikat und jedes Stadtentwicklungskonzept folglich auch. Die zentralen gesellschaftlichen Entwicklungen sind dabei natürlich oft allgemeingültig und führen zu ähnlichen Ansätzen. Städte sind - anders als viele Gebrauchsgegenstände - sehr langfristige Produkte. Mit entsprechend großem Weitblick müssen wir deren Weiterentwicklung – und anschließend das dazu passende Marketing – betreiben.