Online-Gipfel auf den Medientagen: Der Gesetzgeber soll es richten
Milliardenverluste für die Entertainment-Industrie, fette Gewinner für die Anbieter illegaler Downloads - damit beschäftigte sich am Mittwochmorgen der Online-Gipfel auf den Medientagen München. Allgemeiner Tenor: Der Gesetzgeber soll es richten.
Milliardenverluste für die Fim-, TV- und Audioindustrie, hundertausende verlorene Jobs allein im EU-Raum - Anbieter von illegalen Inhalten im Internet schädigen Wirtschaft und Gesellschaft. Doch wie sich wirksam gegen die Internet-Piraten schützen? Das war das Hauptthema des heutigen Online-Gipfels "Das Internet - ein rechtsfreier Raum?" auf den Medientagen in München.
"Die Technik schreitet voran, dass ist fantastisch für die Anbieter und Nutzer, aber auch für die Kriminellen", erklärte Frederick Huntsberry, COO von Paramont Pictures in seiner Keynote. Allein das Hollywood Studio hat laut Huntsberry im vergangenen Jahr nicht weniger 9,7 Millionen Links im Internet entdeckt, die zu sogenannten Sharehostern mit raubkopierten Inhalten führen. "Das sind Wahnsinnszahlen", so Huntsberry.
Allein der Anbieter Megaupload, der u.a. Hollywood-Blockbuster zum illegalen Download anbietet, macht laut dem Filmmanager bis zu 351 Millionen Dollar Umsatz. In den vergangenen fünf Jahren, so Huntsberry, hätten jedes der großen Hollywood-Studios durch Raubkopien rund eine Milliarde Dollar eingebüßt. Die anschließende, von Hans-Jürgen Jacobs, Chef der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, moderierten Diskussionsrunde, verwies immer wieder auf den Gesetzgeber, allen voran Carsten Nillies, Head of Corporate Responsibility, bei Telefonica/O2. "Wir können nicht die Internet-Polizei sein. Da ist die Gesetzgebung gefragt", erklärte Nilies. Doch damit hapert es bereits im nationalen Rahmen, wie einmal mehr Rainer Esser, Geschäftsführer des Zeit-Verlags, monierte. Ein wirksames Leistungsschutzrecht für die Zeitungs- und Zeitschriftenindustrie stehe sogar im Koalitionsvertrag, so Esser. Geschehen sei bisher nichts.
Auch Deutschlands oberster Datenschützer Peter Schaar plädierte für ein harten Vorgehen gegen die organisierte Piraterie, sieht die Politik aber teilweise überfordert. Die technische Materie sei inzwischen so komplex, dass die politische Klasse schon deshalb nichts unternehme, um nichts falsch zu machen. Zugleich mahnte Schaar eine Überprüfung der Grundlagen des bisherigen Datenschutzes an. Der so heftig geforderte Gesetzgeber glänzte indes durch Abwesenheit. Sowohl der Vertreter des Bundesinnenministeriums, als auch das angekündigte Mitglied des Innenausschusses des Bundestags, waren trotz Ankündigung nicht erschienen.