Agenturserie:
Präsentationen: Warum Kunden Powerpoint-Stumpfsinn hassen
Präsentationen und Eigendarstellungen: für Agenturen sind sie das A und O. Trotzdem versagen sie häufig in Pitch-Situationen. Im W&V-Interview erklärt Marketingleiter und Ex-Grey-Chef Christian Hupertz, was ihn an Agenturpräsentationen am meisten nervt und wie man es besser macht.
Präsentationen und Eigendarstellungen: für Agenturen sind sie das A und O. Trotzdem versagen sie häufig in Pitch-Situationen. Marketingchefs beklagen zunehmend mittelmäßige Auftritte und üblen Powerpoint-Stumpfsinn. Schlimmer noch: Nicht wenige Kreativdienstleister versagen darin, sich selbst als Marke zu verkaufen. Eine Werbeagentur aber, die ihren eigenen Markenauftritt vernachlässigt, ist ungefähr so glaubwürdig wie ein russischer Nachrichtensender. Eine neue W&V-Serie will deshalb Abhilfe schaffen, Schwachstellen aufzeigen und veranschaulichen, wie Agenturen ihre Selbstdarstellung verbessern können. Los geht es in der aktuellen Ausgabe der W&V Nr. 6, die am 2. Februar erschienen ist.
Christian Hupertz kennt beide Seiten. Er leitet das Marketing beim Modehaus Peek & Cloppenburg, und war früher Chef der Werbeagentur Grey. Im Interview mit W&V beschreibt Hupertz häufige Fehler von Agenturen und wie sie diese vermeiden.
Herr Hupertz, Sie waren Juryvorsitzender beim letzten Crea-Award. Was machen Agenturen falsch?
Seit ich auf Kundenseite bin, sehe ich, wie viele Agenturen schon in der Kontaktanbahnung alles falsch machen. Ich bekomme so viele Anschreiben, häufig ist das aber nur ein Copy-Paste-Text, der wohl an 100 Unternehmen gleichzeitig geht. Das hat keine Relevanz für mich, weil ich mich dann schon frage, ob die Agenturen überhaupt wissen, was wir genau machen. Oft liest man auch: „Wir melden uns in den nächsten Tagen noch mal.“ Nachgefasst wird dann aber nicht. Dann sind gerne auch mal die Namen der Ansprechpartner oder des Unternehmens falsch geschrieben, vieles ist einfach langweilig. Irgendwie muss man sein Gegenüber schon erreichen. Die Liebe zum Detail muss sein.
Sie kennen beide Seiten. Warum beherrschen viele Agenturen das Eigenmarketing nicht?
Pauschal kann man das nicht sagen. Manche können es gut, andere nicht. Es ist eine Kapazitäts- und Zeitfrage. Agenturen müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr liefern, da fällt so was als erstes hinten runter. Und vermutlich ist man in seiner Welt auch immer gefangen. Vielleicht müsste man mal eine andere Agentur briefen, den Markenauftritt für die eigene Agentur zu gestalten. Das geht dann aber natürlich gegen die kreative Ehre.
Wie punktet man bei Kunden?
Mit Qualität. Mit einem guten Neugeschäftsmann. Mit kurzen, kreativen Anschreiben, aber keiner Standardware von der Stange. In der Präsentation beim Kunden muss man es schaffen, den Kunden heiß zu machen, ohne zu viel von der Idee preiszugeben – mit der treiben Unternehmen ja auch manchmal Schindluder. Also eigentlich heißt das: Küssen gibt’s umsonst, für Sex muss bezahlt werden.
Was zählt mehr: Die gute Idee oder die gute Präsentation?
Wenn man eine mittelmäßige Idee sehr sehr gut präsentiert, kann es noch reichen. Eine richtig gute Idee ist wichtiger, verliert aber an Kraft, wenn sie schlecht präsentiert ist.
Wie Agenturen einen perfekten Pitch-Auftritt hinlegen, lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der W&V und in den folgenden Heften. Haben Sie Interesse an der Serie? Hier geht es zum Mini-Abo.