Dafür bekommen die Briten eine Firma, die fünf Jahre nach der Gründung weltweit bereits mit etwa 200 Mitarbeitern in 60 Märkten aktiv ist. In Summe bewegte die Berliner Firma im vergangenen Jahr bereits ein Mediavolumen von etwa 100 Millionen Euro. Darunter fällt ein Großteil der Performance-Werbung von E-Commerce-Riesen wie Zalando und Rakuten, dem japanischen Amazon-Pendant. Als Mediaagentur verstehen sich die Berliner aber nicht, sie sehen sich als technischer Dienstleister, der über kundendatenbasiertes Realtime-Advertising Leads und Abverkauf generiert.

Das enorme Wachstum brachte die Gründer jedoch bereits an Grenzen. Die ersten Schritte schafften Nicolai, Kirchhoff und Brandhoff, noch allein – und das auch ohne jegliches Fremdkapital. Ende 2012 wurde dann mit Jason Kelly ein CEO verpflichtet. "Wir wollten Partner, mit denen wir die globalen Märkte erobern können", sagte Geschäftsführer Brandhoff W&V im vergangenen Januar. Das gilt vor allem für den hochkompetitiven US-Markt. Mit Dunnhumby im Rücken sollte dies nun leicht gelingen.

Kelly hat als ehemaliger Manager der Realtime-Werbe­firma Admeld, die er mit gründete und an Google verkaufte, beste Kontakte in der amerikanischen Werbeszene. Der CEO, der formal kein Geschäftsführer in Deutschland ist, trieb das Wachstum weiter. Unter ihm verdreifachte sich das Personal auf rund 150 Mitarbeiter. "Etwas, was wir alleine nicht in solch kurzer Zeit geschafft hätten", sagt Brandhoff. Im vergangenen Juli stieß zudem Robert Bosch als Chief Sales Officer hinzu. Er soll das Geschäft in Europa und im Mittleren Osten vorantreiben.

Bosch ist aus Zeiten bei Springer Groupon und Google bestens in Europa und vor allen in großen Unternehmen vernetzt. Er betont: "Vor allem große E-Commerce-Player wollen internationale Lösungen." Denn der Aufwand, die eigenen Warenwirtschafts- und CRM-Systeme in die Realtime-Advertising-Welt (RTA) einzubinden, ist beträchtlich. Zudem lassen sich Learnings über verschiedene Märkte hinweg nur generieren, wenn Systeme vergleichbar arbeiten – "der Hauptgrund, warum die Internationalisierung so schnell voranschreitet", sagte Bosch im Januar.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.