
Cisco:
Digitale Transformation: Ein Drittel der Unternehmen dreht einfach Däumchen
Jedes zweite Unternehmen wird durch die Digitalisierung massiv in Frage gestellt. Dabei kommen die Konkurrenten sowohl aus der eigenen Branche als auch von außerhalb. Ein proaktives Vorgehen halten trotzdem nur 25 Prozent für geboten, zeigt eine aktuelle Studie von Cisco.
Jedes zweite Unternehmen wird durch die Digitalisierung massiv in Frage gestellt. Dabei kommen die Konkurrenten sowohl aus der eigenen Branche als auch von außerhalb. Ein proaktives Vorgehen halten trotzdem nur 25 Prozent für geboten, zeigt eine aktuelle Studie von Cisco.
Die Digitalisierung könnte das Geschäft von fast der Hälfte der heute etablierten Unternehmen in führenden Industrienationen und Schwellenländern innerhalb von fünf Jahren völlig umkrempeln und einzelne Firmen verdrängen. "Neue, schnelle Marktteilnehmer und innovative Traditionsfirmen erzeugen enormen Druck auf alle anderen Unternehmen", sagte Michael Ganser, Zentraleuropa-Chef des Netzwerkspezialisten Cisco. Die meisten Führungskräfte sähen zwar die positiven Möglichkeiten durch die digitale Transformation. "Doch nur eine Minderheit hat auch einen konkreten Plan", sagte Ganser der dpa.
Die Ergebnisse stammen aus einer Studie zum "digitalen Wirbelsturm", die Cisco gemeinsam mit der Wirtschaftshochschule International Institute of Management Development (IMD) in Lausanne in 13 Ländern durchgeführt hat. Dabei wurden rund 1000 Entscheider aus insgesamt zwölf Branchen danach befragt, wie die digitale Transformation ihre Branche verändern wird und wie sie sich dafür aufgestellt sehen.
Demnach halten 72 Prozent der befragten Unternehmen die fortschreitende Digitalisierung und die Eröffnung neuer Geschäftsfelder generell für etwas Gutes. 66 Prozent gehen davon aus, dass sie auch für jeden Teilnehmer Vorteile haben werde. Bei 44 Prozent der befragten Unternehmen gebe es aber noch immer keine strategische Diskussion um die veränderten Prozesse, sagte Ganser. Bis zu 40 Prozent der Unternehmen würden durch die "digitale Disruption schwer verwundet, vermutlich sogar tödlich."
Von dem "digitalen Wirbelsturm" werde voraussichtlich vor allem die Technologie-Branche selbst am meisten erfasst, sagte Ganser. "Wir sind mittendrin in der fünften Generation. Die Wettbewerber der ersten drei werden in fünf Jahren nicht mehr vorhanden sein."
Auch im Medien- und Entertainment-Segment habe es bereits fundamentale Veränderungen und digitale Disruptionen gegeben. Viele Zeitschriften und Magazine gebe es heute schon nicht mehr. In der Telekom-Branche habe beispielsweise Whatsapp gezeigt, wie schnell auch branchenfremde Player eine etablierte Industrie bewegen könnten.
Auch bei dem Fahrdienstvermittler Uber oder der Zimmer-Vermittlungsplattform AirBnB seien die Herausforderer von außerhalb der Branche gekommen. Am deutlichsten erwarte der Einzelhandel künftige Herausforderungen von Startups außerhalb der Branche, sagte Ganser. In der Finanz-Branche gehe man dagegen davon aus, dass die "Gewinner der Zukunft" eher aus den eigenen Reihen kommen werden.
Deutschland könne allerdings einer der größten Gewinner bei der digitalen Transformation sein, sagte Ganser. Mit dem Thema "Industrie 4.0" sei die Wirtschaft in Deutschland sehr gut aufgestellt. Die Unternehmen müssten sich aber auf ihre Kernstärken besinnen und in Ausbildung, Innovationen und neue Partnerschaften investieren. Konkrete Ergebnisse aus der Studie sind bislang jedoch noch nicht auf die einzelnen Länder heruntergebrochen worden.