Und Hass gibt es bei weitem genug, im Alltag und im Netz. Seit Beginn des jüngsten Gaza-Konfliktes Anfang Juli bekämpfe sich beide Seiten auch über die sozialen Medien. Die israelische Armee veröffentlicht Bilder von Waffenfunden oder twittert Grafiken, die darstellen sollen, wie Hamas-Kämpfer sich hinter Zivilisten verstecken. Palästinensische Aktivisten wiederum posten Bilder verstümmelter Kinder und zerstörter Gebäude. Sie nutzten dazu auch die große weltweite Aufmerksamkeit während des WM-Endspiels für ihre Zwecke und posteten Bilder von Verletzten und Toten unter dem Hashtag #GERARG. Bei allem Leid, das es tatsächlich in Gaza gibt, werden auch Fotos instrumentalisiert: Manche Opfer wurden nicht im umkämpften Gaza-Streifen aufgenommen, sondern zumeist in Syrien.

Die jüdisch-muslimische Twitter-Kampagne will den Schreckensbildern etwas entgegensetzen: Liebe, Freundschaft, Vertrauen. So erzählt es Abraham Gutman, der den Hashtag als Erster benutzte. Das von ihm gepostete Foto zeigt ihn mit einer syrischen Kommilitonin: Er im kurzärmligen Hemd, sie verschleiert. "Dania und ich sind uns in politischen Dingen nicht immer einig", sagte Gutman der "Huffington Post". "Aber wir haben es immer geschafft, zu diskutieren, ohne ausfallend oder wütend zu werden."

Diese Besonnenheit scheint vielen Kommentatoren im Netz zu fehlen. Sulome Anderson, deren Bild die Kampagne erst bekannt machte, schrieb in einem Artikel für das "New York Magazine" über ihr Leben nach dem Hashtag. Nach dem Bekenntnis, einen jüdischen Mann zu lieben, sei sie online als "Schlampe" beschimpft worden. Und Andersons Mutter sorgte sich, dass ihre Tochter bei ihrer nächsten Reise in den Libanon angegangen werden könnte.

Anderson gibt in dem Beitrag zu, dass der Medienrummel ihr und Jeremy Angst mache. Aber Angst, das wissen beide, ist der falsche Weg im Konflikt zwischen Juden und Muslimen. (dpa/fm)