Sie sind auch gerade dabei, Auslandsbüros zu eröffnen.

Europa und speziell Deutschland stellen da für uns sehr wichtige Märkte dar. In Deutschland sind wir im letzten Jahr um 150 Prozent gewachsen. Im Moment bauen wir ein kleines Team von drei Personen in Berlin auf. Loslegen wollen wir im Juli.

Welche Aufgaben hat das Team? Ist es ein Sales-Büro?

Nein. Im Moment fokussiert sich unsere Monetarisierungsstrategie komplett auf die USA. Wir haben keine Timeline, wann wir das auch international starten werden. Die Teams, die wir im Moment – auch in Berlin – aufbauen, konzentrieren sich darauf, Nutzerwachstum und Nutzer-Engagement auszubauen Zum zweiten lokales Marketing – Facebook, Twitter und Community-Aufbau. Wir identifizieren die interessantesten und einflussreichsten Nutzer und Blogger und sprechen die on- wie offline an. Und sie arbeiten an Partnerschaften mit Marken, Publishern und Bloggern. Nur zwei Prozent der Inhalte auf Pinterest sind nutzergeneriert. Nutzer pinnen Inhalte aus dem Web an ihre Boards bei uns.

Sie erreichen rund 60 bis 70 Millionen Nutzer weltweit. Welche Rolle spielen die europäischen Märkte da bereits und wie groß fällt das Interesse dort aus?

Die europäischen Märkte sind entscheidend für uns. Im Moment stammen 70 Prozent unserer Nutzer aus den USA. Da wir außerhalb der USA stark wachsen, wird sich dieses Verhältnis sicher verschieben. Wir sehen großes Potenzial in Europa – drei unserer vier internationalen Teams sind hier.

Zurück zur Monetarisierung und Promoted Pins: Wie fällt die erste Resonanz von Markenseite aus und wie groß ist der Beratungsaufwand?

Es ist noch sehr früh, wir lernen noch, gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Werbungtreibenden. Aber aus Nutzerperspektive betrachtet müssen wir ein Produkt bieten, dass die User Experience sogar verbessert. Wir müssen da ganz transparent vorgehen. Jeder Promoted Pin ist ganz klar als Anzeige gekennzeichnet – und die Nutzer können direkt Feedback zu den Ads geben.

Sie waren – wie eingangs erwähnt – ein Pionier eines bestimmten visuellen Kommunikationsstils. Oft sagen andere "wir haben das im Pinterest-Stil gestaltet". Dieser visuelle Stil ist auch gerade für Mobile gut geeignet. Können Sie ein paar Einblicke in Ihre Erfahrungen geben?

Die Kernerkenntnis in Bezug auf Design ist: Es gibt bestimmte Arten von Information, die sich visuell besser konsumieren lassen. Die Kombination eines Grids und des Scrollens ermöglicht es Menschen, eine große Menge von Information schnell aufzunehmen. Ein paar Beispiele, wie wir hier noch weiter Innovationen schaffen: Wir haben kürzlich Guided Search gestartet – ein zuerst mobil verfügbares Search and Discovery Product. Damit können sich Nutzer immer tiefer in die Dinge hineinarbeiten, die sie interessieren. Von Schuhen zu Laufschuhen zu Marken. Das funktioniert rein über visuelle Eindrücke und ist komplett mit einer Hand bedienbar – eben auf Mobile ausgerichtet.

Welche Rolle spielt die Mobilnutzung bei Pinterest bereits?

75 Prozent unserer globalen Nutzung entfällt auf Mobilgeräte. Und diese Zahl wird nur steigen. Daher ging es uns darum, uns wirklich in eine "Mobile First"-Firma zu verwandeln. Wir haben viele unsere Web Engineers zu Mobile Engineers fortgebildet, führen unsere Produkt­entwicklung zuerst in den mobilen Versionen ein und denken jetzt mobile first.

Die ursprüngliche Fassung dieses Interviews erschien im Kontakter 23/2014. Abo?


Autor: Ralph-Bernhard Pfister

Ralph Pfister ist Koordinator am Desk der W&V. Wenn er nicht gerade koordiniert, schreibt er hauptsächlich über digitales Marketing, digitale Themen und Branchen wie Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. Sein Kaffeekonsum lässt sich nur in industriellen Mengen fassen. Für seine Bücher- und Comicbestände gilt das noch nicht ganz – aber er arbeitet dran.