Gastbeitrag von Philipp Steuer:
Snapchat: 5 Dinge, die man vom Arsenic Magazin lernen kann
Digitalberater und Snapchat-Experte Philipp Steuer ist beeindruckt: Das US-Magazin Arsenic hat verstanden, wie man als Marke Snapchat perfekt einsetzt. Ein Fallbeispiel.
Digitalberater und Snapchat-Experte Philipp Steuer ist beeindruckt: Das US-Magazin Arsenic hat verstanden, wie man als Marke Snapchat perfekt einsetzt.
Ich muss euch nicht erzählen, wie stark Snapchat zum aktuellen Zeitpunkt in Sachen Marketing vor allem auch hier in Deutschland gefragt ist. Immer mehr sehen das immense Potenzial der Plattform, die es als einzige nach vielen Jahren der Tristlosigkeit geschafft hat, etwas Farbe in einen Markt zu bringen, der von Mark Zuckerbergs Social-Imperium (Facebook, Instagram, Whatsapp) dominiert und penetriert wird.
Genau deshalb mag ich Snapchat. Zum aktuellen Zeitpunkt teste ich viel, denn ich will herausfinden, was funktioniert. Aber auch was überhaupt gar nicht läuft.
Natürlich kann ich viel schreiben und erzählen, wie ICH es sehe. Aber es ist noch viel besser, wenn ich es euch anhand eines perfekten Beispiels zeigen kann.
Eine Plattform für starke Frauen
In den Bergen Hollywoods sitzt das Team von Arsenic. Zehn Frauen und zwei Männer bauen hier den Playboy der Generation Y. Die Idee von Arsenic ist es, allen Frauen, egal welcher Form, Größe, Hautfarbe oder Location eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Fotos und Videos veröffentlichen können.
Von Vornherein setzte man auf Social Media. Mittlerweile hat Arsenic rund 1 Millionen Follower auf Instagram und vor einem Jahr kam dann die Idee auf, es mit Snapchat zu versuchen.
Aller Anfang ist schwierig
Doch der Start lief alles andere als gut. Eine 19-jährige Praktikantin brachte ihre Chefs auf den Snapchat Trichter und durfte das Netzwerk testweise für die Marke nutzen. Aber schnell war es dieses typische 0815-Daily-Gebrabbel inklusive Motzerei über den "Verkehr” in Los Angeles. Es passte Snapchat, aber nicht zu Arsenic. Deshalb musste eine andere Lösung her.
Am nächsten Tag stand eines der typischen sexy Photoshootings an. Statt einer dritten Person drückte man den Models direkt selbst das Smartphone in die Hand und ließ sie snappen. Sie konnten zeigen, wie das Ganze aus ihrer Perspektive abläuft. Das Ergebnis: Erstklassiges Behind-The-Scenes Aufnahmen!
Die Views verdoppelten sich, aber man konnte noch nicht von einem riesigen Erfolg sprechen. Zumal es ein weiteres Problem gab: Während man auf Instagram einfach ein Foto dauerhaft posten konnte, verschwanden die Inhalte auf Snapchat nach 24 Stunden wieder. Die Crux an der Sache: Ein Snapchat Kanal ist nur dann wirklich erfolgreich, wenn man es schafft, täglich neue Inhalte zu liefern.
Das Biest wird gefüttert — 500.000 Views pro Snap
Arsenic schaffte es, das Problem zu lösen. Über den Instagram Account rief man die Hobby-Models dazu auf, sich für ein Takeover zu bewerben. Bei einem Takeover übernimmt eine Person den Kanal komplett für einen Tag und liefert entsprechend individuelle Eindrücke aus der eigenen Perspektive. Tausende Damen kamen dem Aufruf nach.
Dadurch hatte Arsenic eine nie versiechende Contentquelle erschaffen, die täglich neue Bilder und Videos ausspuckt. Zudem würde es so nie ein stilisiertes Arsenic Girl wie z.B. die Playboy Bunnies (Blond, Zahnpastalächeln, großes Brüste) geben.
In Januar 2015 - sechs Wochen nach dem Start des Snapchat Kanals - verzeichnete man bereits über 60.000 Aufrufe pro Snap! Mittlerweile - Stand März 2016 - sind es über eine halbe Million.
Was du daraus lernen kannst
Der Fall Arsenic zeigt, wie man Snapchat bestmöglich als Marke nutzen kann. Für mich sind es im Detail die folgenden Keylearnings:
1.
Scheiß auf schöne Filter - Authentizität zählt! Die ist super wichtig auf Snapchat. Die Zuschauer wollen möglichst nah dran sein am Geschehen und sich einen ungefilterten Eindruck machen.
2.
Daily Content - auch wenn das natürlich nicht für jedermann machbar ist, aber jeder erfolgreiche Snapchat Kanal veröffentlicht mehrmals täglich etwas. Dadurch entsteht über die Zeit natürlich auch eine entsprechende Bindung zur Marke.
3.
Überraschung - Jeden Tag übernimmt eine neue Person den Kanal. Als Zuschauer weiß man so nicht, was einen erwartet. Es kann ein Photoshooting sein. Oder ein Konzert. Oder sexy Damen, die eine Wand schwarz anmalen. Alles ist möglich und genau diese Unwissenheit hat mich super schnell angefixt.
4.
Takeovers sind mächtig — eines der Hauptprobleme von Snapchat ist es, genügend Reichweite auf die eigenen Inhalte zu bekommen. In der App selbst gibt es keine Suche, von daher musst du von anderen gefunden werden. Aus diesem Grund hilft nur die Promotion des Snapchat Kanals über die eigenen Kanäle. Umso besser, wenn es andere Menschen für übernehmen. Jedes Model, dass den Arsenic Kanal übernehmen darf, pushed ihr Takeover entsprechend über ihre Social Media Accounts. Im Gegenzug kann sie ihren Snapchat Usernamen in den Arsenic Snaps erwähnen und bekommt so entsprechend neue Follower auf der Plattform. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
5.
Testen, testen, testen - Der Erfolg von Arsenic kam nicht über Nacht. Dort steckt aktuell über ein 1 Jahr Arbeit drin und der Anfang lief alles anderes als gut. Von daher kann ich dir nur ans Herz legen, so viel es geht in Sachen Inhalt zu testen.
Wenn du jetzt auf den Geschmack gekommen bist, dann kannst du einfach über den folgenden Link ArsenicTV auf Snapchat hinzufügen: snapchat.com/add/arsenictv. Viel Spaß!
Philipp Steuer hat Online-Journalismus studiert, für Google gearbeitet und berät Unternehmen bei ihrer Social-Media-Kommunikation. Gemeinsam mit Sven Giesen betreibt er Snapgeist, die erste Suchmaschine für Snapchat-Nutzer. Als Speaker ist er europaweit für die Themen Snapchat, Digitale Trends und Social-Media-Storytelling im Einsatz.