"Joiz News" von 18 Uhr 30 bis 19 Uhr wird moderiert von Julia Krüger (Ex-KiKa , Antenne Thüringen) sowie Kevin Klose. Es geht da beispielsweise um Edward Snowden und seine Do's und Dont's in Russland, oder auch mal um die heißesten Videos, die im Netz kursieren. "Das wird keine Tagesschau", versprechen die Moderatoren.

"Joi Zone" ab 19 Uhr bespricht Themen aus den Bereichen Sex, Liebe, Politik oder Gesundheit, und wird moderiert von Antonia Scheurlen (Ex-Energy Nürnberg) und Martin Tietjen (Ex-NDR). Es geht zum Beispiel auch um ernste Themen wie Magersucht, HIV-Ansteckparties oder  oder einen Studenten, der sich freiwillig aus Mülleimern ernährt.

Von 20 Uhr an gibt es eine halbe Stunde lang wechselnde Unterhaltungsformate, etwa die Sendung Flirtkitchen, wo drei Singlemänner um die Wette ihr Lieblingsgericht kochen und die (weibliche) Community am Ende einen zum Gewinner wählt.  

Es ist alles andere als klassisches Fernsehen, das die Züricher Gründer Kurt Schaad, Christoph Bürge, Peter Schulz und Alexander Mazzara nach Deutschland exportieren. Die TV Profis, die schon für das Schweizer Fernsehen, ProSieben/Sat.1-Fenster oder Endemol gearbeitet haben, bringen Internet und Fernsehen ohne Medienbruch zusammen. Chats, Tweets und Votings werden in Echtzeit ins Liveprogramm integriert und auf Social Media Seiten gepostet.

Kommen etwa Stars zu Gast, können Interessierte schon vorab Fragen einreichen oder wählen, welchen Song der Gast live singen soll. Auch über Skype kann sich der Zuschauer bei allen Livesendungen  einklinken und Fragen stellen. „Es ist eine völlig neue Form des Geschichten-Erzählens und des Dialogs vom Web ins TV und wieder zurück, auf Augenhöhe mit den Zuschauern“ sagt Mazzara. Die Leute zuhause werden direkt mit dem Studio verbunden, mit jungen Moderatoren, die ihre Sprache sprechen. "Wir bezeichnen es als Kamikaze- und Anarchiefernsehen", sagt Moderator Martin Tietjen, der sich über neue Freiräume, Schnelligkeit und flache Hierarchien und den Austausch mit den Zuschauern freut. Für den Zuschauer soll sich die Interaktion lohnen: Jeder Nutzer kann auf Joiz sein eigenes Profil anlegen und für seine Interaktion Punkte sammeln, die sich dann gegen Konzertickets, signierte CDs oder andere Goodies eintauschen lassen.  

Um die zahlreichen Anfragen zu kanalisieren - auf mehr als 18.000 Fragen pro Stunde in Livesendungen bringt es Joiz in der Schweiz -  werden die Anfragen journalistisch gefiltert und die Skype-Kandidaten geprüft.Trotzdem sind die Moderatoren darauf geschult, auch mal mit negativen Kommentaren umzugehen. Kritik sei zugelassen, aber bei Beleidigungen oder Rassismus gebe es eine klare Grenze,  sagt Mazzara. Doch das sei selten: Nur etwa 25mal in zweieinhalb Jahren habe man in der Schweiz Chats sperren müssen.  

Die  interaktive TV-Online-Plattform ist auch für Werbekunden interessant. Über einen Red Button lassen sich  online nicht nur zusätzliche Programm-Infos interaktiv hinterlegen. Werbekunden können über einen Red Button im Spot auf Online-Gewinnspiele verlinken oder Gutscheine hinterlegen. Klassische Werbung, Sponsorships, Branded Entertainment und Product Placement sind möglich. Zum Start hat Joiz bereits eine beachtliche Zahl von Werbekunden im Boot  - Coca-Cola, Seat, Red Bull, Disney , 2Oth Century Fox und Samsung wollen in diesem Jahr mitmachen.

Das Konzept könnte aufgehen. Der junge Social-TV-Sender ist in der Schweiz seit knapp zwei Jahren on air und hat laut Mazzara bereits den operativen Breakeven erreicht.


Autor: Judith Pfannenmüller

ist Korrespondentin für W&V in Berlin. Sie schaut gern hinter die Kulissen und stellt Zusammenhänge her. Sie liebt den ständigen Wandel, den rauhen Sound und die thematische Vielfalt in der Hauptstadt.