Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sucht man seit Jahren nach Lösungen für das Problem, dass Spots vom Ohr des Zuschauers gerne lauter wahrgenommen werden als das Programmumfeld. Im vergangenen Jahr sind unter anderem von der EBU neue Richtlinien erarbeitet worden. Um ins Technische zu gehen: Im Unterschied zur bisherigen Praxis ist nicht mehr der Pegelspitzenwert maßgeblich, sondern ein gewichteter Mittelwert, der in LUFS (Loudness Units Full Scale) gemessen wird. Zielwert ist -23 LUFS. Für die Messung ist ein spezielles Messgerät erforderlich. Mit den neuen Maßeinheiten ist es erstmals möglich, die Lautheit eines Beitrags objektiv, reproduzierbar und vergleichbar zu messen. Längst haben die USA in Sachen Hörschutz ein Gesetz, den "Calm-Act" erlassen, in England wirken die Gesetze des "BCAP-Rules". In Frankreich und in den Niederlanden wird mehr Ruhe ab 2012 gesetzlich verankert. Skandinavische Sender und einige europäische Privatsender wenden die neuen Regeln derzeit freiwillig an.

Auch deutsche kommerzielle Sender machen sich Gedanken: "Wir werden die Umsetzung zunächst in der praktischen Wirkung beobachten", heißt es bei der Mediengruppe RTL Deutschland. Ihre Sender seien im Übrigen immer darauf bedacht, den Lautstärkepegel zwischen Filmen, Trailern und Werbung so anzupassen, dass ein gleich bleibender Höreindruck erreicht wird, so die Kölner TV-Familie, zu der RTL, Vox, Super RTL und n-tv sowie diverse Pay-TV-Sender zählen. Beobachtet wird die Entwicklung ebenso von RTL II und seinem Vermarkter El Cartel Media. Auch beim ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media laufen Vorbereitungen: "Wir prüfen derzeit, inwieweit die Richtlinie uns betrifft und werden dann entsprechend reagieren." Generell betreffe die Richtlinie nicht nur die Werbespots, sondern auch das gesamte Programm - die Diskussion wird von europäischer Ebene angeregt.

Weitere Privatsender wie etwa Tele 5 oder auch der Sky-Vermarkter Premium Media Solutions setzen sich schon mit dem Thema auseinander. Das Pay-TV-Unternehmen und sein Vermarkter unterstützten aktiv die Initiative zur einheitlichen Regelung der Lautstärke von Programm und Werbung, heißt es. Die Anpassung der Sky-Sender an die neue Pegel-Norm sei für das Frühjahr 2012 geplant. Dort müssen 67 unterschiedliche Sende-Feeds "mit einem größeren technischen und organisatorischen Aufwand" umgesetzt werden. Im Privatfunkverband VPRT wird das Thema derweil senderübergreifend geprüft.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.