Doch wer behält den kritischen Überblick, wenn nicht ausgebildete Journalisten? Altmeppen sieht beim Blick auf soziale Medien vielfach mangelnde Kompetenzen, Meinungen darzustellen und zu debattieren. Jeder sei im Netz anderer Meinung und könne seinen Unsinn schreiben: "Schauen Sie sich die langen Posts auf Facebook an: Die Themen werden zerredet, irgendwann kippt das Thema komplett. Das soll die Lösung sein?"

Dort, im Social Web fit zu sein – das legt gerade Oliver Halvat den Journalisten nahe. Auch um selbst am Ball zu bleiben. Der Leiter der Digitalredaktion der "Rheinischen Post" sagt dem Osk-Blog, es genüge nicht mehr, ein guter Autor zu sein, um als Journalist Erfolg zu haben. Journalisten müssten alle Medienkanälen bespielen: "Man muss nicht nur gut schreiben können. Diese Zeiten sind vorbei. Erstens, weil es immer mehr darauf ankommt, nicht nur in Texten seine Inhalte zu vermitteln, sondern auf jeweils unterschiedliche Art und Weise, beispielsweise auch in Videos. Und zweitens, weil es immer mehr darauf ankommt, im Gewitter der News, Schlagzeilen, Inhalte, Mails, Tweets und Posts, das beständig auf die Menschen herniedergeht, hörbar zu werden und zu bleiben. Journalismus wird also immer mehr auch zu der Kunst, sich selbst, sein Thema, sein Medium und seine Inhalte zu vermarkten", betont der Journalist.

Über "das" Finanzierungsmodell der Zukunft kann Halvat unterdessen keine eindeutigen Aussagen machen – außer, dass es viele sein werden und jedes Unternehmen/jeder Journalist seine passende Geldquelle finden müsse. Immer mehr Verlage und auch die Unternehmen selbst schaffen sich etwa ein Standbein im Content Marketing – im geschickten redaktionellen Verkleiden der werblichen Botschaften. Auf dem Weg dorthin gibt es aber viele Stolperfallen, die dann durchaus auch mal als "Schleichwerbung" bezeichnet werden. Wie der "Journalist" enthüllt. In der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich das Medienmagazin mit der Frage: Wo hört unabhängiger Journalismus auf und wo fängt abhängiger Journalismus an? Einige namhafte Medien sind dabei durchgefallen. Hier finden sich Beispiele.

Für mehr Transparenz und Wissen um das Netzwerk eines Journalisten macht sich jetzt übrigens Torial stark, eine Münchner Plattform für Journalisten-Profile. Für diese gibt es ab sofort eine freiwillige Selbstauskunft. Unter torial.com können Journalisten freiwillig eintragen, wer ihre Auftraggeber der letzten drei Jahre waren, welche Einkünfte aus diesen Aufträgen erzielt wurden, welche Bindungen an Unternehmen, Interessengruppen oder Vereinen bestehen - oder gar Mitgliedschaften. Auch Unternehmensbeteiligungen können offen gelegt werden.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.