Direkt professionell erschien da vor sechs Jahren, dass der seinerzeit als ProSiebenSat.1-Marketingvorstand gehandelte Ex-BBDO-Manager Klaus-Peter Schulz einfach nicht ans Telefon ging. Schulz bekam den Posten später, aber kein Medienjournalist fühlte sich so recht veräppelt – und das bei einer TV-AG, die auch mal schnell zum Dementi mit geringer Halbwertszeit greift.

Hier kommen wir zum Kern des Problems: Der Redakteur glaubt dem Dementi immer weniger. Es ist zum verlogenen kleinen Ding verkommen, das in Redaktionen mehr und mehr mit den Worten abgetan wird: "Was schert uns das, was die mir erzählt haben." Oder es wird über die Konzern-Pressestelle gewitzelt ("Ich hol mir mal das Dementi ab!"), nachdem Vorstände, Kollegen oder die Betroffenen selbst längst unter der Hand bestätigen, was recherchiert wurde.

Kein Wunder also, dass der stets gut informierte Gregory Lipinski in "Kontakter" oder "W&V" Top-Personalien einfach trotz Dementi vorab verrät. Oder dass es sich ein gut vernetzter Roland Pimpl für "Horizont" nicht nehmen lässt, wenige Stunden vor dem wirksamen Vorstandsbeschluss erneut über die Demission von Dominik Wichmann zu spekulieren – inklusive Dementi. Zu oft haben sie und viele andere Journalisten sich schon darüber geärgert, dass sie von der Pressestelle zurückgepfiffen worden waren, um einen Tag später das Dementierte als bare Münze verkaufen zu müssen. Ein Spiel, bis der Todesstoß offiziell gemacht werden darf?

Das Dementi fügen wir jetzt einfach mal zur Liste der nervigsten PR-Tricks hinzu. Kollege Frank Zimmer hat dabei sieben Möglichkeiten aufgelistet, wie sich Unternehmen die eigene Öffentlichkeitsarbeit nachhaltig erschweren und ihre Glaubwürdigkeit torpedieren können. Das Dementi der Neuzeit macht den PR-Job nicht gerade leichter.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.