
Analyse :
Der "Spiegel" zählt rund 42.000 digitale Abos
Die Zahl der Digitalabos des "Spiegel" ist in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 30 Prozent gestiegen, analysiert "pv digest".
Vom "Spiegel" sickern erste Abo- und Umsatzzahlen rund um E-Paper durch. Mit dem Vertrieb seiner digitalen Ausgaben wird das Hamburger Nachrichtenmagazin 2013 fast fünf Millionen Euro Endkunden-Umsatz erzielen. Das ergibt eine Hochrechnung auf Basis der aktuellen Verkaufsergebnisse und Verkaufstrends, die dem Print-B-to-B-Dienst "pv digest" exklusiv vorliegen. Der größte Teil der Vertriebserlöse stamme von Abonnenten der Digitalausgabe, heißt es. Die Zahl der Digitalabonnenten des "Spiegel" ist demnach in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 30 Prozent gestiegen - auf über 42.000. Rund 3000 Ausgaben gehen jeweils als Einzelkauf über die digitale Ladentheke, so die Auswertung. Wie viele dieser Abonnenten zuvor ihre Print-Partnerschaft mit dem "Spiegel" aufgekündigt haben - unklar. Den Trend hin zum E-Paper belegt auch die letzte Print-MA. Der "Spiegel" hat laut IVW in Print im zweiten Quartal gegenüber Vorjahr an verkaufter Auflage verloren. Mit 878.954 Exemplaren ist der Titel unter die 900.000er-Schwelle gerutscht.
In der letzten Ausgabe des Fachinformationsdienstes "pv digest" hatte Herausgeber Markus Schöberl die Verlage ermuntert, im Interesse der gesamten Branche im Bereich des Vertriebs digitaler Produkte offener über Ergebnisse und Erfahrungen zu sprechen. Der "Spiegel" hat sich nun dieser Initiative angeschlossen. Parallel legte "pv digest" weitere Erkenntnisse rund um die E-Paper-Strategien der Printmedien vor: So hat eine Analyse deutscher Zeitschriften, die parallel mehrere der Kioske bedienen, gezeigt, dass die wichtigste Plattform für digitale Ausgaben von Zeitschriften das iPad ist. Kein Wunder, dass der Bauer-Verlag jetzt entschieden hat, mit digitalen Ausgaben nahezu aller Printmarken des Hauses in Apples Newsstand anzutreten.
Aber zurück zum "Spiegel". Zusatzerlöse – mögen sie noch so klein erscheinen – werden auch für die renommierte Printmarke immer wichtiger. Ende 2012 sickerte durch, dass Geschäftsführer Ove Saffe das Team des Nachrichtenmagazins auf einen Sparkurs eingeschworen hat. Die Anzeigenumsätze des "Spiegel" lagen nämlich 2012 netto um zehn Prozent unter dem Vorjahr. Auch Vertriebserlöse sanken. Der Gesamtumsatz der Gruppe brach von 326 auf 307 Millionen Euro ein - ein Niveau, das dem des Jahres 2003 entspricht. Für 2013 rechnete Saffe mit weiterhin schwierigen Zeiten – auch nach außen sichtbar in den Personalumwälzungen an der Heftspitze.
Apropos Heftspitze: Der bisherige dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner wird seine neue Aufgaben als neuer Chefredakteur des "Spiegels" und von "Spiegel Online" am 1. September übernehmen. Diesen Termin bestätigt der Verlag. Der 47-Jährige ist der erste "Spiegel"-Chef, der sowohl das Nachrichtenmagazin als auch das Nachrichtenportal leitet. Die bisherige "Spiegel"-Doppelspitze aus Print-Chef Georg Mascolo und Digital-Chef Mathias Müller von Blumencron war im April abgesetzt worden. Letzterer wirkt künftig als Digital-Chefredakteur bei der "FAZ".