
Radio Advertising Summit:
"Jeder trägt mit dem Smartphone sein Ministudio bei sich"
Mehr Showbiz fürs Radio: Dafür plädiert der Funkkreative J Mark Gillman auf dem Radio Advertising Summit in Düsseldorf - und er erklärt, wie Hörer dabei heute helfen.
Laut, schnell, authentisch. So ist J Mark Gillman. Der gebürtige Südafrikaner ist seit über 20 Jahren in der Radiobranche zu Hause – einst als Moderator, nun als Berater. Mit seinen Ideen hat er sich einen Ruf als Querdenker erarbeitet. Unkonventionell sind auch die Markenauftritte, die Gillman mit seiner Agentur TMGS Creative für Kunden wie Levi-Strauss, Coca-Cola, Smirnoff, Unilever oder Puma im Radio konzipiert. Mit seinem Auftritt "Perform or die! Putting the Showbiz (back) into Radio Advertising" ist er an diesem Donnerstag beim Radio Advertising Summit in Düsseldorf dabei. Sein Motto: "Making all sound gangsta."
Radio bleibt beliebt, muss aber auch digital bestehen. Nur wie?
Bei Radio geht es nicht um den Verbreitungsweg, es geht um den Inhalt. Die Sender müssen zwar ihre Plattformen verändern. Das Konzept aber, dass Leute kreative Unterhaltung machen, mit oder ohne Musik, wird immer bestehen. Nur weil ich mir eine Spotify-Playlist erstelle, bin ich noch lange kein DJ. Schließlich wird auch nicht jeder, der Farben und Pinsel kauft, ein Künstler.
Das heißt für Programm und Werbung?
Es gibt viele Herausforderungen, aber vor allem viele Möglichkeiten. Letztere sind das Interessante. So viel mehr ist machbar. Vor allem Kreatives. Es ist nicht besonders einfallsreich, einen Song nach dem anderen rauszuhauen und sich auf nur eine moderierte Show am Tag zu reduzieren. Wir brauchen mehr Kreativität und Mut. Das bringt mit Sicherheit auch mehr Werbeetats ins Radio.
Wie kann das konkret aussehen?
Ich finde es schon immer lustig, dass Senderstudios keine Fenster haben. Da soll der Moderator die Gesellschaft reflektieren und kann noch nicht einmal zur Tür heraus sehen. Das ist das Tolle am Digitalen. Nicht nur der Hörer kann den Moderator sehen, sondern der Moderator auch den Hörer. Jeder trägt mit seinem Smartphone sein eigenes Ministudio bei sich. Der Hörer kann so Content schaffen, den der Sender nutzen kann. Das ist eigentlich großartig. Aber die Sender tun es kaum. Ein Fehler. Denn nun bringen Marken selbst Inhalte on air, die Radiostationen zuvor als nicht machbar abgetan haben. Dabei macht die Digitalisierung so vieles möglich.
Muss Radio also interaktiver sein?
Zumindest haben die digitalen Medien hier das Sagen. Deshalb existieren sie. Weil sie den Leuten zeigen, dass sie mit ihren Geräten selbst Content schaffen, versenden, teilen und Meinung machen. Aber all das lässt die Radiosender kalt. Deshalb habe ich vor Jahren mit Blackberry ein Konzept erstellt, das die Leute ermutigt hat, Inhalte zu schicken. Lange bevor es die heutige Technik gab, schafften wir es, User-Generated-Content ins Radio zu bringen. Andernfalls wäre doch das Programm bei Verkehrsfunk, Wetterbericht und Song-Abspielen stehen geblieben.
Weitere Informationen zum Programm, den Referenten und zur Anmeldung für die Teilnahme am Radio Advertising Summit gibt es unter radio-advertising-summit.de. Die Shortlist für den Radio Advertising Award finden Sie hier.