ZDF-Intendant Thomas Bellut klingt nun auch ganz zuversichtlich, wenn er sagt: "Die Entscheidung der Ministerpräsidenten ist für uns ein Ansporn, noch mehr Angebote für junge Zuschauer zu machen." Das Internetportal sei eine perfekte Ergänzung zu ZDFneo und ZDFinfo, "die bereits mit Erfolg ein jüngeres Publikum erreichen". Mit Blick auf die vom VPRT via Brüssel aufgesetzten Web-Checklisten für Öffentlich-Rechtliche - genannt "Drei-Stufen-Test" - fordert der ZDF-Chef dann aber doch noch etwas für Jugendkanal.de ein: Er will "mehr Bewegungsspielraum im Netz als bisher".

Tapfer sein müssen unterdessen die Kritiker des öffentlich-rechtlichen Systems: Billiger wird ein reiner Online-Jugendkanal kaum! Das werbefreie Projekt sollte in der geplanten Form 45 Millionen Euro pro Jahr kosten. Die ARD wollte 30 Millionen Euro übernehmen, das ZDF 15 Millionen Euro. Nun hat der federführende SWR schon vor einigen Monaten gegenüber dem Branchendienst "dwdl.de" durchblicken lassen, dass "eine Beschränkung auf den Ausspielweg Online nur geringfügig günstiger" kommen würde. Nur knapp 6,5 Prozent würden gespart, die erforderlichen Workflows blieben dieselben. Schließlich soll für das junge Angebot extra produziert werden (jetzt dürfen sich mal kurz die Produzenten freuen).

Abwarten, wie schnell die beiden Sender nun die Offerte ins Netz bringen. Der SWR ging bisher von Anfang 2016 fürs gesamte Paket mit TV, Web und Radio aus. Eine eigens im Web platzierte Broschüre sollte schon einmal für das Vorhaben trommeln und ließ bereits hoffen: Das könnte fürs Internet ganz gut taugen!

Update: Der VPRT jubelt tatsächlich. Aber nur ganz kurz. Dass wie geplant zwei bestehende Digitalsender nach dem Willen der Landesväter gestrichen und keine Weichen für ein neues junges TV-Programm gestellt werden, beklatschen die Privaten. Aber 45 Millionen für ein reines Online-Angebot - da vermutet der Verband einen "Blankoscheck" und freie Fahrt für neue Konkurrenz. Die Kollegen vom APR, die zahlreiche kleine Stationen vertreten, sind richtiggehend entsetzt. Der Verbandsvorsitzende Felix Kovac wähnt eine "massive Bedrohung der Privatradios" verbunden mit "einem massiven Verdrängungswettbewerb, den eine Anzahl beliebter privater Stationen nicht überleben wird". Noch ist ja nicht sicher, ob ARD und ZDF neben groß gewordenen Internet-Marken wie Youtube online tatsächlich eine Adresse für die Jugend werden. Im Netz herrschen ganz andere vor.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.