
Mediennutzung bei Kids: Zaubern mit dem iPad
"Micky Maus" bekommt Konkurrenz: Inzwischen balancieren immer häufiger schon die Kleinsten den Tablet-PC auf den Knien. W&V Online spricht über die Gefahren für Print mit concept m-Chairman Dirk Ziems, der eine Studie über Kids und das iPad vorlegt.
Früh übt sich, wer später ein Meister werden will. Das gilt besonders für die Mediennutzung. Einfaches Blättern in "Micky Maus“, "Wendy“ und Co. bekommt Konkurrenz. Inzwischen balancieren immer häufiger schon die Kleinsten den Tablet-PC von Mama oder Papa auf den Knien.
Das morphologische Marktforschungsinstitut concept m research+consulting untersuchte in einer Initiativstudie die Nutzung des iPad durch Kinder. Demnach punktet das Tablet bereits durch die Unmittelbarkeit des Touch-Interfaces – schließlich sei das Berühren die natürlichste und elementarste Form der kindlichen Welterkundung. Damit ist das Tablet dem PC haushoch überlegen und wird für Kinder zur universellen "Konsum-Spiel-Lern-Maschine“. Eine neue hybride Grunderfahrung schon für die Kleinsten, schließlich sind Musik, Lesen oder Film schauen nicht mehr an verschiedene Medien gebunden. Zugleich eine Wandlung in der Mediensozialisation, die nun häufig mit dem iPad als erstem Device startet.
W&V Online sprach mit concept-m-Chairman Dirk Ziems über die Studie und seine eigenen Erfahrungen als zweifacher Vater.
Herr Ziems, Sie haben mit ihrem Institut concept m aktuell eine Studie zu iPad und Kindern gemacht. Haben sie selbst Kinder?
Ja, einen Sohn von neun Jahren und eine Tochter von vier Jahren.
Müssen Papa oder Mama um das eigene iPad fürchten?
Die rangeln sich sogar darum, so dass der Papa es oft nicht mitnehmen kann. Mein Sohn findet sein Nintendo DS ganz uncool und stürzt sich auf das iPad. Bislang gibt es nur ein iPad im Haushalt, aber bald ist ja Weihnachten...
Wie nutzen Kinder das iPad?
Meine Kinder haben Brettspiele und Gesellschaftsspiele als Apps heruntergeladen. Die Kleine nutzt Zeichenprogramme und der Große macht auch Lernprogramme. Das macht mehr Spaß als auf Papier.
Pädagogisch wertvoll - gilt das auch für das iPad?
Ja, ich finde es pädagogisch sehr wertvoll. Es gibt sehr gute Apps für Kinder. Dabei ist das iPad ein Universalmedium, eigentlich ein Medienabspielgerät für Bücher, Musik und Spiele. Das iPad ist nicht so hermetisch wie eine Spielekonsole. Es ermöglicht eine Annäherung an die Welt des Internets, eine moderne Devices, um Kinder in die Welt der digitalen Medien einzuführen.
Kann man also bedenkenlos den Tablet-PC in Kinderhände geben?
Nein, nicht völlig ohne Kontrolle. Bei uns gilt, immer nur mit Zeitbegrenzung und auch nur jeden zweiten Tag.
Warum die Faszination der Kleinen?
Kinder mögen alles, was ihre Eltern mögen. Sie wollen das gleiche können, was der Papa beherrscht. Das iPad ist von einem bis 99 Jahre geeignet. Tatsächlich findet eine intergenerationelle Faszination statt. Die Kleinen mögen es, sich groß zu fühlen und die Eltern haben das Gefühl ein zukunftsfähiges Gerät gekauft zu haben.
Ein Jahr scheint aber doch noch etwas klein...
Ab drei bis vier Jahre entsteht ein Bezug zu vertrauten Apps wie Märchen oder Malanwendungen. Die Apps haben aber alle einen Ursprung in vertrauten Dingen, die die Kinder schon von wo anders kennen.
Was muss eine App für Kinder haben?
Es ist wichtig, dass sie Flair hat, dass ein Gefühl rüberkommt. Es muss sich etwas bewegen, blinken, sie sollte keinesfalls nüchtern oder statisch sein. Das Feld ist hier genauso riesig wie bei Kinder-TV-Produktionen.
Eine Gefahr für die Kinderzeitschriften?
Nein. Der Vorteil einer Zeitschrift besteht für Kinder auch darin, dass sie etwas besitzen, Poster oder Sticker rausnehmen können oder etwas ausschneiden. iPad und Zeitschriften sind sehr unterschiedliche Medien, der Tablet ist zwar eine neue Plattform und damit auch Konkurrenz, aber es wird die Zeitschrift nicht überflüssig machen.