Nun soll Schmidt die Sache der Kleinen wieder in die Hand nehmen, den Verein neu positionieren, damit die Stimme der Mittelständler wieder größeres Gewicht bekommt. Wie er das machen will, sagt Schmidt im Interview mit W&V Online.

Herr Schmidt, warum sind Sie vier Jahre nach Ihrem Ausscheiden aus dem Amt des AMV-Vorsitzenden wieder zurückgekehrt?

Ich bin im Jahr 2011 krankheitsbedingt in den Ruhestand gegangen und habe mich aus der Geschäftsführung des Jahreszeiten Verlages und dem Vorsitz des AMV zurückgezogen. Nachdem es mir gesundheitlich besser geht und man mich fragte, ob ich das Amt des Vorsitzenden im AMV noch einmal übernehmen könne, habe ich  zugesagt, weil ich eine Institution wie den AMV gerade in der gegenwärtigen Situation der Veränderung im Pressevertrieb für wichtig halte.  

Einige wichtige Verlage und Verlage und Nationalvertriebe sind inzwischen aus dem AMV ausgetreten. Der Verein hat merklich  an Bedeutung verloren.

Um jeden Verlag, der den AMV verlassen hat, ist es schade. Ich würde es begrüßen, wenn der eine oder andere wieder zu uns zurückfände. Denn der AMV hat sich in der Vergangenheit wie keine anderere Institution für einen fairen Wettbewerb und die stärkere Berücksichtigung der Marktinteressen von kleineren Verlagen und Special Interest Titeln eingesetzt und für einen neutralen und verlagsunabhängigen Pressevertrieb gekämpft. 

Im VDZ-Vorstand und in den Vertriebsgremien des VDZ sind inzwischen deutlich mehr mittelständische und kleinere Verlage vertreten. Reicht das nicht?

Entscheidend ist nicht, wer in welchem Gremium vertreten ist und dort sitzt, sondern wer sich wirksam für die Belange der  Zeitschriften von Unternehmen unserer Größe zu Wort meldet und unsere Interessen marktwirksam durchsetzen kann. Wir freuen uns über jeden Verlag, der bei uns mitarbeiten will und der unsere Ziele unterstützt. Der AMV tritt für Pressevielfalt, die Förderung von Presse-Vollsortimenten und Fairness im Wettbewerb ein. Wir brauchen Partnerschaften im Pressehandel, deren Zuverlässigkeit nicht durch ständig wachsende Marktmacht Dritter infrage gestellt werden kann.      

Wo sind die größten Baustellen?

Die Lage in den Verlagen und im Pressehandel hat sich entscheidend geändert - gewiss nicht zum Vorteil für kleinere und mittelständische Verlage. Im Machtgefüge der Großen wurden die Rollen neu verteilt, doch die Ziele der Marktführer sind im Pressevertrieb die gleichen wie eh und je. Die Bedeutung des Presse-Grosso hat sich dramatisch verändert. Der Pressevielfalt und einer gerechten Gleichbehandlung von Zeitschriften mit geringerer Verkaufsauflage hat das nach meiner Einschätzung nicht gedient. Der AMV wird die politischen Parteien und entsprechende gesellschaftliche Gremien regelmäßig über die Bedeutung unserer Verlage für die Presse-und Meinungsvielfalt informieren. Wir wollen die Position unserer Unternehmen im Marktgefüge wieder stärken.

  


Autor: Judith Pfannenmüller

ist Korrespondentin für W&V in Berlin. Sie schaut gern hinter die Kulissen und stellt Zusammenhänge her. Sie liebt den ständigen Wandel, den rauhen Sound und die thematische Vielfalt in der Hauptstadt.