Stellenabbau:
ProSiebenSat.1 bietet Hunderten von Mitarbeitern Abfindungen an
ProSiebenSat.1 legte ein "Freiwilligenprogramm" vor, um Arbeitsplätze im Free-TV abzubauen. Langjährigen Mitarbeitern soll der Abschied besonders schmackhaft gemacht werden.
Bei der deutschen Free-TV-Sparte von ProSiebenSat.1, der ProSiebenSat.1 TV Deutschland TV GmbH ist ein größerer Stellenabbau im Gange. Das Unternehmen, bei dem Sender wie Sat.1 und ProSieben angesiedelt sind, hat "mehreren hundert Mitarbeitern" ein Angebot unterbreitet. Das bestätigt der Betriebsrat des Konzerns gegenüber dem W&V-Schwestertitel "Kontakter" (EVT: 11.07.). Man habe ein so genanntes Freiwilligenprogramm für die Mitarbeiter einzelner Bereiche der ProSiebenSat.1 TV Deutschland TV GmbH verhandelt. Das Angebot basiere auf doppelter Freiwilligkeit - es muss also nicht nur vom Mitarbeiter, sondern auch vom Unternehmen akzeptiert werden. Tatsächlich sollen ein paar Mitarbeiter ein Veto erhalten haben. "Das vom Betriebsrat und HR gemeinsam entwickelte Freiwilligenprogramm ist bereits abgeschlossen", so eine Unternehmenssprecherin. Es sollen vor allem in jenen Bereichen Angebote gemacht worden sein, die vor Umstrukturierungen stehen. In Summe beschäftigt die GmbH dem Vernehmen nach rund 650 Mitarbeiter.
Der Konzern lässt sich die Schlankheitskur offenbar einiges kosten: Als Berechnungsgrundlage dienten nicht nur der Monatssalär, es werden in besonderer Weise auch das Lebensalter und die Betriebszugehörigkeit berücksichtigt. "Damit soll der Ausstieg für langjährige Mitarbeiter attraktiv gemacht werden", so ein Insider hinter vorgehaltener Hand. Gleichzeitig sagt ein Betroffener, das Angebot sei so gut gewesen, dass man es nicht ablehnen konnte. Wie viele das Angebot unwiderstehlich fanden, möchte der Konzern aus "arbeitsrechtlichen Gründen" nicht preisgeben. In der Branche zirkulieren Zahlen zwischen 60 und 100 Mitarbeitern.
Als Hintergrund des geplanten Stellenabbaus gilt der Druck der Eigentümer, das Unternehmen für die Börse noch attraktiver zu machen. Nachdem kein strategischer Investor in Sicht ist, bereiten die beiden Finanzinvestoren KKR und Permira alle Schritte vor, um ihre Aktien über die Börse verkaufen zu können. Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Printausgabe des "Kontakters". Abo?
Update: Im Nachgang erklärt der Münchner TV-Konzern gegenüber „Kontakter“ und W&V Online, sowohl im Gesamtkonzern als auch bei TV Deutschland würden deutlich Stellen aufgebaut. Richtig sei, dass es in diesem Frühjahr ein von HR und Betriebsrat gemeinsam entwickeltes Freiwilligenprogramm gegeben habe, das von einigen Mitarbeitern auch in Anspruch genommen worden sei. Das Programm sei bereits abgeschlossen, heißt es erneut.