Grundsätzlich nehme man mit Sorge zur Kenntnis, dass die positiven Gattungsinitiativen aufgrund von Partikularinteressen zunehmend konterkariert würden, meint Michael Loeb weiter und betont: "Gerichtsverfahren und Forderungen nach Marktbeschränkungen sind für uns in der Tradition als Gründungsmitglied der Radiozentrale keine Mittel der Wahl, Radio und Radiowerbung voranzubringen." Bernhard Cromm, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der ARD-Werbegesellschaften, pflichtet Loeb bei: "Die geforderten Restriktionen schädigen das Angebot der Gattung und damit auch den vorgeblich von VPRT und RMS immer wieder geforderten freien Markt. Werberestriktionen liegen weder im Interesse der Gattung noch der Kunden. Daher teilen wir als nationaler Vermarkter der ARD die Sorgen unserer Gesellschafter um die Gattung Radio." In der Berliner Radiozentrale unter Lutz Kuckuck bündeln private wie öffentlich-rechtliche Sender und Vermarkter ihre Interessen für die Gattung.

In Hamburg reagiert die RMS überrascht. Ruckert und sein Team betonen auf Anfrage von W&V Online, dass die RMS die Haltung der WDR Mediagroup "äußerst bedauerlich" finde. Florian Ruckert will die zwei Stränge nicht vermengen: "Gemeinsame Gattungsarbeit und intramedialer Wettbewerb sind zwei Themen, die man keinesfalls miteinander mischen sollte. Es ist klug und sinnvoll, in Gattungsangelegenheiten mit der AS&S Radio an einem Strang zu ziehen und die Gattung Radio im intermedialen Wettbewerb ganzheitlich zu stärken", betont der Vermarkter der meisten privaten Radiostationen. Diese Gattungsarbeit aufgrund des Wettbewerbs unter den Vermarktern in Frage zu stellen, "halte ich für kontraproduktiv und nicht zielführend für einen starken Radiomarkt", so Ruckert. Er verweist auf die zurückliegenden Monate mit guter Zusammenarbeit, beispielsweise beim Projekt "Audioeffekt". Ruckert abschließend: "Und auch jetzt sind wir in enger Abstimmung darüber, wie es mit unseren Kreativpreisen und einer gemeinsamen Radiogattungsveranstaltung im kommenden Jahr weitergeht."

Die Radiozentrale als gemeinsames Gattungsinstrument will vermitteln. Auf Anfrage betont Geschäftsführer Lutz Kuckuck: "Im Zuge der medienpolitischen Diskussion hat sich hier die Tonart verschärft - schließlich geht es um handfeste wirtschaftliche Interessen in einem drastisch verschärften Wettbewerb. Dennoch wird es angesichts der bereits erkennbaren neuen Herausforderungen in der digitalen Welt letztlich darum gehen müssen, im Sinne des Mediums bestmöglich zusammen zu arbeiten. Nur dann können wir die notwendige Relevanz des Mediums Radios erhalten bzw. erhöhen - und dafür gibt es das gemeinsame Gefäß 'Radiozentrale'. Dort werden wir am runden Tisch die Problemstellungen bestmöglich konsensual lösen können, da sind wir ganz zuversichtlich."

Die Haltung des nationalen ARD-Vermarkters AS&S zu den Forderungen lesen Sie auch ausführlich in der aktuellen Printausgabe der W&V (EVT: 09.12.). Abo?


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.