Agentur-Websites: „Erschreckend, was einem vorgesetzt wird"
Zum dritten Mal benoteten Marketer die Web-Auftritte der deutschen Top-Werbeagenturen. Ihr Fazit: Die Kreativ-Schmieden haben wenig dazugelernt. Mit Bildergalerie der Gewinner.
Betretene Stille, minutenlang. Wieder eine Agentur-Website, die hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Jury ist sichtlich (und hörbar) konsterniert. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal an diesem verregnet-grauen Freitag in Hamburg. 30 Internet-Auftritte begutachtet die Runde. Begeisterung macht sich selten breit. "Das Niveau ist überraschend niedrig“, stellt nicht nur Jury-Mitglied
Ralph Kaebe fest, Director Marketing Communication der Kölner Unitymedia Group. "Immerhin handelt es sich hier um die Avantgarde der deutschen Agenturlandschaft.“
Zum dritten Mal lud die Hamburger Agentur Cherrypicker Marketing-Experten aus Unternehmen zum Website-Check. Aus Kundensicht klopften sie ab, wie sich führende Agenturen und Gruppen im Netz präsentieren - und kamen wie die Kollegen in den Vorjahren zu einem ernüchternden Ergebnis: "Erschreckend, was man weithin vorgesetzt bekommt“, sagt Cherrypicker-Chef Oliver Klein. "Bis auf wenige Ausnahmen haben Agenturen nichts dazugelernt.“ Uninspirierte Darstellung, veraltete Benutzerführung, kein Blick fürs Informationsinteresse Neugieriger. "Nach wie vor“, so Klein, "sind Top-Adressen weit davon entfernt, ihren Web-Auftritt zielgruppengerecht zu gestalten.“
Ungeteilten Beifall fanden wenige Websites. Außer Leo Burnett. Auf der Startseite verwandelt sich die Maus der Nutzer in einen Bleistift, der spontane Kritzeleien ebenso ermöglicht wie die intuitive Navigation durchs Informationsangebot, das in kreisenden Bewegungen den Bildschirm erobert. Die Machart ist dem Agenturmotto verpflichtet: "Big Ideas come out of Big Pencils.“ Nicht nur Jury-Mitglied Tanja Ackermann urteilte: "Sehr schön gemacht.“ Mit erkennbarem Spaß probierte sich die Direktorin Germany der Hamburger Online-Partnerbörse Parship an Fingerübungen mit dem virtuellen Bleistift. "Der Internet-Auftritt einer Kreativ-Agentur“, findet Ackermann, "sollte beim Kunden zumindest ein kleines Lächeln hervorrufen.“ Leo Burnett schaffte mehr und preschte von Platz 13 im Vorjahr (Note 3,9) an die Spitze (1,4). Auch Publicis, Euro RSCG und Kempertrautmann wussten zu gefallen. Pfiffig gemacht, um Überraschendes angereichert. Bei Publicis etwa Web-2.0-Anklänge mit Vermerken zu Zugriffszahlen auf einzelne Rubriken. Bei Kempertrautmann speziell fürs Internet ersonnene Kundenporträts, die wie kleine Kampagnen wirken.
Die siebenköpfige Jury, die sich vergangenen Freitag in Hamburg zusammensetzte, nahm ingesamt 30 Internet-Auftritte unter die Lupe.
Gewinner Network-Agenturen:
Leo Burnett GmbH Gold
Publicis Deutschland GmbH Silber
Euro RSCG Deutschland Bronze
Gewinner Inhabergeführte Agenturen:
kempertrautmann GmbH Gold
Kolle Rebbe GmbH Silber
Serviceplan Gruppe Bronze
Gingco.Net Bronze
Mehr dazu, die Bewertung aller gecheckten Agenturen und eine Liste mit den schlimmsten Fehlern, finden Sie in der aktuellen W&V (EVT: 19. November)