"Mich interessiert nur, dass Scholz & Friends noch unabhängiger und stärker wird"
Wenn das Kartellamt zustimmt, übernimmt der britische Werbekonzern WPP die deutsche Commarco-Holding - und damit auch Scholz & Friends. W&V-Redakteurin Daniela Strasser hat mit Konzernchef Martin Sorrell über seine Deutschland-Pläne gesprochen.
Es geht um die Übernahme der deutschen Werbeholding Commarco. In diesem Fall lässt Martin Sorrell nicht lange auf sich warten. Binnen einer Minute kommt die Antwort auf die erste E-Mail, zwei Minuten später ist der Chef des britischen Werbeimperiums WPP am Telefon.
W&V: Sie lassen sich den Ausbau Ihres deutschen Geschäfts viel kosten, Herr Sorrell. Die deutschen Medien spekulieren mit einer Summe von 140 bis 200 Millionen Euro, die sie für die Übernahme von Commarce ausgeben haben sollen.
Ihre Zahlen sind falsch. Mehr sage ich dazu nicht. Im Übrigen haben auch keine Banken das Geschäft begleitet. Wir haben das direkt gemacht.
Warum ist der Kauf von Commarco denn so wichtig für Sie?
Aus zwei Gründen: Der Makrogrund ist die Stärke der deutschen Wirtschaft und Osteuropa. Der Mikrogrund ist die strategische und kreative Stärke von Scholz selbst, und auch von Marken wie GGK und Deepblue. Wir wollen alle Commarco-Marken beibehalten und wachsen lassen.
Was ist mit der Agentur Lowe, dem Joint-Venture zwischen dem Interpublic-Network und Commarco? Die Zukunft der Marke scheint ungewiss.
Wenn die Managements von Lowe und Commarco das aufrecht erhalten wollen, bin ich sicher, würden sie das tun. Aber das ist wirklich deren Sache.
Bei Scholz & Friends wird man sich umstellen müssen: Von der Inhaber- auf eine Networkkultur.
Da wird sich aber nichts verändern. Haben Sie mal auf unsere Firmenliste geschaut? Da stehen mehrere unabhängige Marken. Und eine solche wird auch Scholz & Friends bleiben.
Sie werden aber wohl nicht abstreiten können, dass der Wechsel zu WPP für die Agentur eine Zäsur bedeutet?
Natürlich ist Teil einer Private-Equity-Organisation anders als Teil einer Gruppe wie WPP zu sein. Mit Private Equity haben Sie Zugriff zu finanziellen Parts, in unserer Konstellation haben Sie Zugriff auf strategische Parts. Ob das nun Marktforschung oder Public Affairs oder die Mediaplanung ist. Aber noch mal: Es wird sich nichts ändern. Auch wenn Ihnen das jetzt vielleicht nicht passt, weil Sie unbedingt etwas anderes schreiben wollen.
Dann lassen Sie uns doch über die künftige Positionierung von Scholz & Friends sprechen. Wie soll die denn aussehen, verglichen mit ihren deutschen Networkmarken Ogilvy & Mather, Grey, Y&R oder JWT?
Ich stelle da keinen Vergleich an. Wir haben viele gute Marken hier. Scholz ist und bleibt eine unabhängige Agentur und eine sehr starke, durchgeplante und kreative Quelle in Deutschland. Sie wird nicht mit irgendeiner Network-Brand verknüpft. Wir werden mit dem Management von Scholz arbeiten, um Beziehungen in Deutschland und darüber hinaus aufzubauen.
Soll Scholz & Friends mit den anderen deutschen WPP-Marken zusammenarbeiten? Die Agentur verfügt ja beispielsweise über kein eigenes Media-Geschäft, während Sie mit der Group M in dem Feld stark vertreten sind.
Scholz & Friends hat in der Tat kein eigenes Media-Geschäft, aber das hat nun wirklich nichts miteinander zu tun. Wir forcieren gar nichts. Das bleibt den Kunden überlassen. Nur wo sie es wollen und es aus Kundensicht Sinn macht, wird es Kooperationen geben. Alles woran ich interessiert bin ist, dass Scholz & Friends noch unabhängiger wird und stärker. Wie das geht, wird das Management am besten wissen.
Was ist mit den Bestandskunden? Viele haben sich für Scholz & Friends entschieden, gerade weil es eine unabhängige Marke ist. Einige sind verunsichert, ob die Agentur dieses Versprechen trotz WPP-Zugehörigkeit auch künftig einlösen kann.
Mit welchen Kunden haben Sie gesprochen?
Sie wissen, dass ich Ihnen keine Namen geben kann.
Dann gebe ich Ihnen auch keine Antwort. Sie können keine solchen Spielchen spielen. Scholz hat starke deutsche Kunden, die national und multinational aktiv sind, und die werden profitieren.
Sind Ihre Akquisitionspläne in Deutschland mit der Übernahme von Commarce eigentlich abgeschlossen?
Es gibt viele Firmen in Deutschland und unsere Akquisitionspläne sind niemals erfüllt. Das gilt für alle Märkte der Welt.
Was der Verkauf von Commarco an WPP für den deutschen Werbemarkt bedeutet und was Kunden von Scholz & Friends und Agenturchefs darauf reagieren, lesen Sie in der ausführlichen Analyse in der aktuellen W&V (EVT 28. April 2011).