Studie: Interaktive EPGs als Schnittstelle zum Zuschauer
Die Verschmelzung von klassischem und webbasiertem TV bietet neue Möglichkeiten für die Programmnavigation. Entertainment Guides sind wichtige Umsatzbringer der Zukunft, prognostiziert Goldmedia.
Die gewaltige Programmvielfalt der TV- und Websender macht für den Zuschauer die Wahl oft zur Qual. Für Abhilfe sollen Elektronische Programmführer (EPG) sorgen, deren Idee laut einer aktuellen Studie von Goldmedia aber bereits wieder überholt ist. An ihre Stelle trete bis 2014 der persönliche „Entertainment Guide“, so die Prognose der Unternehmensberatung.
Diese Guides sollten neben Übersichtlichkeit und attraktivem Design eine "Erlebnisqualität" - ähnlich wie bei Apples iPhone - bieten, die den Zuschauer aktiv zur Entdeckung und Nutzung von digitalen Inhalten motiviert. Und zwar nicht nur im TV und Web, sondern auch in seiner persönlichen Entertainment-Bibliothek. Damit könne der Entertainment-Guide zur zentralen Kommunikations- und Marketingplattform der Plattformbetreiber und Content-Anbieter werden. Sofern die notwendigen Metadaten zur Verfügung stehen, die den Content auffindbar machen.
Das hybride Fernsehen, das klassischen Rundfunkempfang mit webbasiertem „Over the Top-TV“ verschmilzt, ermögliche in Verbindung mit Programmführern eine neue Qualität der Interaktion: So können parallel redaktionelle Empfehlungen von Programmzeitschriften und Internet-Datenbanken genutzt werden. Auch Facebook, Twitter und Co. halten so Einzug ins TV: Indem der Entertainment-Guide Empfehlungen von Freunden oder anderen Nutzern mit ähnlichen Interessen verarbeitet, avanciert er zu einer Social-Media-Plattform für audiovisuellen Content. Für Betreiber wie Sky, Kabel Deutschland, Astra und künftige „hybride“ Player wie Vodafone sei der Entertainment-Guide die Schnittstelle zum Zuschauer und ein wichtiger Umsatzbringer für Video-on-Demand und interaktive Funktionen.
Solange der Zuschauer keine Navigationshilfe in der Digital-TV-Vielfalt erhält, bleibt er bei seinen gewohnten Programm-Marken. Deshalb werden die neuen Möglichkeiten zur Programmgestaltung von den etablierten öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern auch mit Argwohn betrachtet: Als zentrale Schnittstelle zum Zuschauer weckt der Entertainment-Guide markt- und medienpolitische Begehrlichkeiten. Von der Bildschirmoberfläche über persönliche Programmempfehlungen bis hin zum Zugriff auf On-Demand-Inhalte – wie die Online-“Mediatheken“ der Sender über hybride Set-Top-Boxen – seien Interessenkonflikte vorprogrammiert.
Die Studie „EPGs in Europa 2014“ der Strategieberatung Goldmedia GmbH, gefördert von der Presse-Programm-Service GmbH (pps), wird erstmals im Rahmen der Medientage München am 29. Oktober präsentiert.