VDZ Zeitschriftentage: Burda fordert Korsett für Google und Facebook
VDZ-Präses Hubert Burda vs. Google und Facehboo: Der Verleger-Präsident pocht auf neue Spielregeln für Suchmaschinen und soziale Netzwerke im Internet.
Verleger Hubert Burda hat in seiner Funktion als Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) bei den VDZ Zeitschriftentagen in Berlin neue Spielregeln für Suchmaschinen und soziale Netzwerke im Internet gefordert. Wie bei Telekommunikationsunternehmen, die für alle Anbieter gleichberechtigt die Infrastruktur für den Datenfluss im Netz zur Verfügung stellen müssen, sollte es etwa für Plattformen wie Google und Facebook auch eine "Netzneutralität" geben, sagt Burda auf dem Kongress der Zeitschriftenverleger am Donnerstag. "Wir brauchen moderne Regeln für eine moderne Zeitschriftenwelt. Heute haben wir immer noch `Gutenberg-Gesetze´, die aber mit einer neuen Wirk-lichkeit konfrontiert werden“, so Burda. Google setze sich mit eigenen Angeboten oft an die Spitze der Suchergebnisse - zum Nachteil der Verlage. Die Inhalte-Lieferanten würden lediglich mit einem kleinen Anteil an den Google-Werbeerlösen beteiligt, sagt Burda.
VDZ-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Fürstner fügt hinzu, neue Wettbewerber wie Apple, Google und Facebook zwängen, über eine neue Medienordnung nachzudenken. Faktische Monopole von globalen Giga-Unternehmen müssten in die Schranken gewiesen werden, wenn sie das System der freien Presse bedrängten. Fürstner mahnt in diesem Sinne gemeinschaftliches Wirken der Verlage an. "Wir werden die Zukunft nur dann erfolgreich bewältigen, wenn wir uns darauf besinnen, dass gemeinschaftliches Handeln uns stärker macht und manche Herausforderung leichter bestehen lässt."
Anders als früher lässt Google die Vorwürfe nicht auf sich sitzen. Die Nachrichtenagentur "dpa“ zitiert Google-Sprecher Kay Oberbeck, der vorrechnet, dass der Suchmaschinen-Konzern 2010 bei einem Gesamtumsatz von 29,3 Milliarden US-Dollar (21,7 Milliarden Euro) mehr als sechs Milliarden US-Dollar (4,45 Milliarden Euro) an die Verlagspartner ausbezahlt habe. Dabei seien monatlich mehr als vier Milliarden Klicks an Verlags-Websites weitergeleitet worden, so Oberbeck.
Verlegerpräsident Burda bekräftigt die Forderung der Print-Branche nach einem Leistungsschutz für Verlagsangebote im Netz. So wie etwa Programmierer ein Urheberrecht auf ihre Codes hätten, müsste es auch "ein Recht auf Content" im Netz geben, sagt Hubert Burda. Er erwarte dazu ein Wort von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die am Freitag auf dem Kongress sprechen soll.Auch für mehr Freiheit im Kartellrecht plädiert der Verleger.
Die Zeitschriftenverleger blicken optimistisch in die Zukunft. In diesem Jahr erwartet der VDZ, dass der Umsatz um 1,4 Prozent auf sieben Milliarden Euro steigt. Die Zahl der Beschäftigten soll um zwei Prozent auf 33 000 Mitarbeiter anwachsen, wie aus der bereits veröffentlichten Herbstumfrage unter mehr als 100 Verlagen hervorgeht. Für 2012 erwarten die Zeitschriftenverlage keinen Umsatzrückgang.