
Zieht sich Helmut Markwort zurück?
In der Branche verdichten sich die Anzeichen, dass sich "Focus"-Chef Helmut Markwort bereits zur Jahreswende zurückzieht - sein Vertrag läuft bis Ende 2010.
Kürzlich lud Verleger Hubert Burda sein kaufmännisches Führungspersonal zu einem Treffen an den bayerischen Spitzingsee, um unter anderem über eine stärkere Vernetzung der Profit-Center zu beraten. Das Meeting, das fortan im Halbjahres-Takt stattfinden soll, ist ein Novum und wurde in der Belegschaft deshalb besonders aufmerksam beäugt.
Denn: Hausintern kursieren Spekulationen, dass sich im Verlag 2010 ein Generationswechsel anbahnt. Im Mittelpunkt der Mutmaßungen steht Helmut Markwort. Es mehren sich die Anzeichen, dass für den Chefredakteur und Herausgeber des Focus Veränderungen anstehen. In einer Einladung zu einer Betriebsratsversammlung heißt es dazu: „Der Aufgabenbereich von Herrn Markwort wird möglicherweise neu definiert.“
Markwort, der im Dezember 73 Jahre alt wird, soll W&V-Informationen zufolge aber bereits Anfang 2010 für einen Neuanfang bei dem schlingernden Flaggschiff Platz machen. Die verkaufte Auflage des Focus fuhr im 3. Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 22,1 Prozent ein.
Fraglich ist lediglich, wie Hubert Burda den Wechsel einfädelt. Denn der Verleger will auf jeden Fall einen Gesichtsverlust seines langjähriger Weggefährten vermeiden. Eine Variante lautet, dass Burda Markwort in eine Art Beirat weglobt, von dem aus er die Belange des Focus weiter steuert, aber operativ das Sagen an andere abgibt.
Dass sich bei dem Nachrichtenmagazin das Personalkarussell auch für andere dreht, scheint unausweichlich. „Es wird wohl in den Redaktionen zu einem Stellenabbau kommen“, meint eine mit der Situation vertraute Person. Vorsorglich wollen die Focus-Mitarbeiter jetzt einen Betriebsrat gründen. Auf W&V-Anfrage heißt es bei Burda weiterhin: „Herr Markwort wird seinen Vertrag bis Ende 2010 erfüllen.“
Aufgaben gibt es noch genug für Helmut Markwort. So wurde heute bekanntgegeben, dass der "Focus"-Chef Mitglied der neugegründeten Verbraucherkommission Bayern ist. Beate Merk, Justiz- und Verbraucherschutzministerin des Freistaats, hatte das Gremium kürzlich als "Think-Tank" ins Leben gerufen. Der 73-jährige Markwort sei als Vertreter der Medien ausgewählt worden, weil die Kommission wie ein "Abbild der Gesellschaft" sein solle, teilt das Ministerium der "Süddeutschen Zeitung" mit.
Die 16 ehrenamtlichen Mitglieder der Kommission sollen sich mit Themen wie "Sicherheit im Internet" befassen. In dem Gremium sitzen laut "SZ" zum Beispiel auch der für Babynahrung bekannte Unternehmer Claus Hipp, die für Landwirtschaft zuständige Dekanin der Fachhochschule Weihenstephan oder der Vorstandsvorsitzende des bayerischen Bankenvereins. (gl/lip)