Tech-Kolumne:
TechTäglich: BMW und der iPhone-Autoschlüssel
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit dem schlauen Autoschlüssel aus München und mit Online-Bücherkauf ohne Amazon.
BMW: So funktioniert der iPhone-Autoschlüssel
Sobald die Corona-Krise überstanden ist, wollen die Autohersteller mit neuen Elektrofahrzeugen und smarten Funktionen die Kunden wieder vom Autokauf überzeugen. Bei BMW könnte der iPhone-Autoschlüssel zu diesen Neuheiten gehören. Gerüchte, dass die Münchner einer der ersten Anbieter von Apples neuer "CarKey"-Funktion sind, die spätestens im Herbst mit iOS 14 debütieren soll, gibt es schon länger. Nun sind auf dem Twitter-Konto DongleBookPro erstmals Screenshots aufgetaucht, die zeigen, wie der Smartschlüssel funktionieren könnte. Die Bilder zeigen CarKey, wie es zu Demozwecken mit einem Elektro-BMW i8 verbunden ist.
Der Software-Schlüssel wird demnach in Apples virtueller Briefbörse Wallet gespeichert – ähnlich wie Flugtickets oder Kinokarten. Dort sind alle Einstellungen rund um CarKey verfügbar. Ein Express-Modus ermöglicht das Öffnen und Starten des Autos, ohne dass sich der Fahrer per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck am Handy identifizieren muss. Das iPhone kann dabei in der Tasche bleiben. Der Zugriff auf das Fahrzeug lässt sich auch mit anderen teilen – entweder zur kompletten Nutzung des Autos inklusive Fahren, oder nur zum Öffnen des Innenraums oder des Kofferraums. Letzteres könnte für Kuriere interessant sein, um darin Einkäufe abzulegen. Der Zugriff soll auch mit einer Apple Watch funktionieren – und sogar mit einem iPhone, dessen Akku leer ist. Weitere Funktionen sind denkbar, zum Beispiel ein Tempolimit für bestimmte Nutzer.
Dating-Apps: Liebe in Zeiten von Corona
Wie funktionieren Dating-Apps in Zeiten von Corona? Per App zu flirten, klappt zwar weiterhin problemlos. Aber der nächste Schritt, sich dann auch persönlich zu treffen, ist momentan so gut wie unmöglich. Die Aktien von Match, dem Mutterkonzern von Tinder, sind deshalb zuletzt bereits um 25 Prozent eingebrochen. Tinder weist seine Nutzer mittlerweile eindringlich auf die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO hin. Außerdem ist eine neue Funktion in Arbeit, die das Tindern auch mit Nutzern außerhalb der eigenen Region ermöglicht. Generell werden Videochats nun offenbar zum neuen Trend beim Online-Flirten.
Während es bisher eher unüblich war, sich vorab per Kamera zu beschnuppern, bietet die Flirt-App Coffee Meets Bagel jetzt Speed-Dating per Kamera mit 10 bis 15 Nutzern an. Wer sich sympathisch findet, meldet sich beim Moderator, der dann bei beiderseitigem Gefallen die E-Mail-Adressen weitergibt. Auch Bumble und die jüdische Dating-App JWed setzen jetzt auf Voice- und Video-Chats. So ein "Vibe Check" soll zeigen, ob zwei potenzielle Partner auf der gleichen Wellenlänge schwimmen. Vorteil der Video-Romantik: Der Eindruck vom Gegenüber ist deutlich realistischer als bei einem geschönten Photoshop-Portrait. Jazz, eine erfahrene Dating-App-Nutzerin aus London, verriet dem Magazin TechnologyReview: "Beim Videochatten kann ich die Fakes aussortieren wie die Fliegen. Und wenn er mich auch ungeschminkt mag, dann mag er mich vielleicht wirklich."
Apple: Woher kommen zehn Millionen Atemschutzmasken?
Apple spendet zehn Millionen Atemschutzmasken an Ärzte und medizinisches Personal in den USA. Das kündigte Konzernchef Tim Cook in einem Tweet an: "Ich bin stolz, dass ich Euch mitteilen kann, dass wir 10 Millionen Masken für die USA und weitere Millionen für die am stärksten betroffenen Regionen in Europa beschaffen konnten. Unsere Einsatzteams helfen bei der Suche und dem Kauf von Masken aus unserer Lieferkette in Abstimmung mit Regierungen in aller Welt."
Allerdings fragen sich nun viele Menschen: Wie schafft es ein Tech-Konzern wie Apple, Millionen von Exemplaren der derzeit knappen Atemschutzmasken mit dem relativ hohen Sicherheitsstandard N95 zu beschaffen? Das Geheimnis liegt offenbar nicht nur in den engen Beziehungen von Apple zu seinen Zulieferern in Asien. Einer der Gründe sind laut CultofMac auch die verheerenden Waldbrände im Jahr 2018 in Kalifornien. Seitdem verpflichtet der Bundesstaat Kalifornien die örtlichen Firmen, in großer Zahl Atemschutzmasken für ihre Mitarbeiter und Einsatzkräfte vorzuhalten. Aus diesem Reservoir hatte zuletzt auch Facebook mehr als 700.000 Masken zur Verfügung gestellt.
Kinder zu Hause – Nintendo Switch ausverkauft
Nicht nur Atemschutzmasken und Toilettenpapier sind derzeit ein knappes Gut – sondern auch Nintendos Switch-Konsole. Weil viele Menschen in Quarantäne und im Home Office Lust aufs Daddeln mit der Switch haben, ist das Gerät auch in Deutschland vielfach ausverkauft – oder nur noch über dem Normalpreis zu haben. Dazu tragen auch die vielen Kinder und Jugendlichen bei, die derzeit keine Schule haben, und die von ihren Eltern mit einer Switch bei Laune gehalten werden. Zudem sorgt die zuletzt stockende Produktion in Asien für Switch-Knappheit.
Wer bei Amazon die aktuelle 2019er-Version der Nintendo-Konsole sucht, wird vertröstet: "Derzeit nicht auf Lager. Wir geben unser Bestes, wieder lieferfähig zu sein. Sie erhalten von uns eine E-Mail mit dem voraussichtlichen Lieferdatum, sobald uns diese Information vorliegt." Während die Switch zuletzt schon um die 280 Euro zu haben war, verlangen Händler jetzt teilweise 350 Euro und mehr für die letzten Exemplare. Nachschub soll es erst wieder im Juni geben.
Genialokal: Online Bücher kaufen ohne Amazon
Ohne Restaurants, ohne Kinos oder Fitnessstudios haben die Menschen derzeit jede Menge Zeit zum Lesen. Und nachdem auch die Buchhandlungen geschlossen haben, werden Bücher meist online bestellt. Damit dieser Trend nicht nur US-Multi Amazon noch reicher macht, werben jetzt rund 700 Buchhändlerinnen und Buchhändler aus ganz Deutschland mit der Initiative Genialokal für sich und ihren gemeinsamen Online-Shop. Dort sind mehr als zehn Millionen Bücher, eBooks, Tolino-Lesegeräte, Hörbücher oder Spielwaren verfügbar – und werden von den Händlern vor Ort derzeit oft sogar schneller geliefert als von Amazon. Motto: "Willkommen in Ihrer Lieblingsbuchhandlung."
"Durch genialokal.de kann sowohl die kleine alternative Berliner Kiezbuchhandlung und auch das alteingesessene schwäbische Traditionsunternehmen seinen Kunden einen zeitgemäßen professionellen Onlineshop bieten", wirbt der Mix aus "Genial" und "Lokal" für sich. Auch Prominente wie die Ex-Piraten-Politikerin und Bürgerrechtlerin Katharina Nocun trommeln für die Stärkung des lokalen Buchhandels. Sie twittert: "Ich weiß Leute, Amazon ist ....... bequem. Aber Amazon wird diese Krise auch ohne Euren Einkauf überstehen. Der kleine Einzelhändler bei Euch um die Ecke vielleicht nicht. Daher: Nehmt Euch die Zeit, nach lokalen Alternativen zu suchen. Egal ob für Bücher, Küchenkram oder…"