Cannes Lions:
Holdings wollen mehrheitlich nicht nach Cannes
Die Corona-Krise zwingt Agenturen zum Sparen. Das könnte Folgen haben für die Cannes Lions, die auf Oktober verschoben wurden. Vier der sechs Holdings deuten an, niemanden nach Cannes schicken zu wollen.
Alle Jahre wieder schicken die großen Werbe-Holdings Hunderte von Mitarbeitern zur Verleihung der Löwen nach Cannes und zahlen Tausende von Euro für die Einreichung ihrer besten kreativen Werke. Dieses Jahr allerdings könnte alles anders sein. Denn schon jetzt signalisieren zumindest vier der sechs weltweit größten Werbe-Holdings, dass sie an dem auf Oktober verschobenen Werbefestival in Cannes eher nicht teilnehmen wollen.
So teilte WPP-Chef Mark Read in einem Update zur COVID-19 mit, dass aufgrund der Corona-Krise Ausgaben für Reisen, Hotels und die Teilnahme an Awards gestoppt würden. Nach Lesart des Werbefachblatts Campaign schließt dies auch die Teilnahme an den Cannes Lions ein.
Auch von Omnicom will Campaign aus Insiderkreisen erfahren haben, dass die Agenturtöchter in diesem Jahr dem Werbefestival fernbleiben müssen. Ein offizielles Statement dazu lehnte ein Holding-Sprecher aber ab. Bei Dentsu Aegis hieß es, man würde eine virtuelle Preisverleihung bevorzugen. Eine direkte Antwort auf die Frage, ob man nach Cannes reisen wolle, gab die Holding nicht.
Bei Interpublic haben die Cannes Löwen nach Informationen von Campaign ebenfalls einen schweren Stand. Dort hielt die Unternehmensspitze die Agenturtöchter dem Vernehmen nach an, keine Ressourcen für Cannes freizuhalten. Allerdings soll diese Strategie im September noch einmal überprüft werden. Auch hier gab es keine offizielle Stellungnahme zum Thema.
Die beiden noch verbleibenden Holdings Publicis und Havas haben offenbar noch keine Entscheidung gefällt, ob sie ihren Mitarbeitern im Oktober eine Reise an die französische Riviera finanzieren wollen.
Deutsche Agenturen zeigen sich zögerlich bei der Teilnahme an Awards
Auch deutsche Agenturen zeigen sich zögerlich bei der Teilnahme an Awards. Einer Initiative aus Hamburg folgend reichen dieses Jahr viele Agenturen nicht mehr bei Kreativfestivals ein. Das Virus gebe keinen Anlass zum Feiern, heißt es. Und die Betroffenen wollen erstmal Jobs und Geschäft sichern.
Ursprünglich hätte das Werbefestival in Cannes im Juni seine Pforten für Werber aus aller Welt geöffnet. Am 18. März fiel die Entscheidung, das Event aufgrund der Corona-Pandemie auf Oktober zu verschieben. Noch ist unklar, ob die Organisatoren angesichts des frühen Feedbacks der Agenturen über alternative Formate nachdenken. Offiziell sagte ein Sprecher, man habe dem Statement vom 18. März nichts hinzuzufügen. Eine Reaktion auf Corona gab es allerdings schon: Für die außergewöhnlichsten Hilfsaktionen der Werbebranche wurde eine neue Plattform gestartet. Einreichungen werden entgegengenommen.