Nein. Marken leben davon, geliebt zu werden. Und zwar idealerweise von allen Menschen innerhalb der Zielgruppe. Natürlich braucht eine Marke auch Ecken und Kanten – sprich: Profil. Doch sollte man jenes PR-Geschwafel nicht für bare Münze nehmen, das einem die Schwächen potenzieller Hate-Brands am Ende noch als besonderes Markenprofil verkaufen möchte. Ganz nach dem Motto: der Hass mehrt unseren Stolz nur noch. Unternehmen könnten in dieser Beziehung manches von den großen Persönlichkeitsmarken lernen. Von jenen, die es geschafft haben, zur unumstößlichen Ikone zu werden: James Dean etwa, oder Audrey Hepburn, oder – in einer ganz anderen Kategorie – eine Persönlichkeit wie Nelson Mandela. Sie alle waren einfach so gut, dass sich kein Mensch ihrer Wirkung völlig entziehen konnte oder kann. Man muss sie gewissermaßen mögen. Auch Marken sollten sich – um mit Mercedes zu sprechen - immer nur am (Aller)Besten orientieren. Sonst an nichts. Vor allem nicht bloß an Konkurrenten, die selber keine gescheiten Einfälle haben.

Es gibt sie durchaus – die Kampagnen, die man offenbar einfach mögen muss. Wenn auch sehr selten. Supergeil scheint auf den ersten Blick eine davon zu sein. Allerdings sagt die Kampagne am Ende wesentlich mehr aus über deutschen Humor als über die Leistungsfähigkeit der Kreativen hierzulande. Und vor allem – und das ist ihre große Schwäche – sie sagt nichts aus über die Marke Edeka. Aufmerksamkeit erregen ist eine Sache, eine (nachhaltige) Wirkung erzielen - das ist etwas ganz anderes.

Da fällt mir ein: Über die Oben-Ohne-Protestaktionen von Femen wird in jüngster Zeit auch immer seltener berichtet.


Autor: Markus Weber

Markus Weber ist seit 20 Jahren Mitglied der W&V-Redaktion. Als Nachrichtenchef ist er für die aktuellen Themen auf wuv.de zuständig. Darüber hinaus ist er innerhalb der Redaktion der Themenverantwortliche für "CRM & Data". Aufgewachsen ist Markus auf einem Bauernhof im Württembergischen Allgäu. Mit fünf Geschwistern.