In der IT-Branche dürfte einer der Vorreiter bei dem Thema der US-Konzern IBM sein. Der Technologiekonzern legt seit den 1930er Jahren Wert darauf, dass Männer und Frauen gleich bezahlt werden. In Deutschland hat IBM außerdem einen Haustarifvertrag. Auch bei SAP-Konkurrent Microsoft setzt man inzwischen auf den Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit".

Bei SAP fährt man laut Personalchef Younosi nun aber eine "Nulltoleranzstrategie". Es gehe dabei nicht nur um Unterschiede zwischen den Geschlechtern: "Wir wollen auch nicht, dass ein Mann schlechter bezahlt wird als ein anderer Mann oder eine Frau", so Younosi. Allerdings räumt er ein: "Der Anteil der Frauen, bei denen das Gehalt angepasst wurde, ist etwas höher als bei den Männern." Bei rund 25.000 Beschäftigten in Deutschland habe man bei 143 Männern und 123 Frauen Nachholbedarf aufgedeckt. Der Frauenanteil bei SAP liegt in Deutschland wie in anderen IT-Firmen auch nur bei etwa 30 Prozent. Weltweit beschäftigte SAP zuletzt etwa 95.000 Mitarbeiter.

Der so genannte "Gender Pay Gap" bezeichnet in der Regel die durchschnittliche Lohnlücke zwischen Männern und Frauen über alle Branchen und Berufe hinweg. In Deutschland lag sie laut Statistischem Bundesamt zuletzt bei 21 Prozent. Frauen verdienen meist schlechter, weil sie häufiger in Teilzeit und in schlechter bezahlten Berufen zum Beispiel im sozialen Bereich arbeiten. Rechnet man diese Faktoren heraus, ist der Lohnunterschied geringer, aber immer noch da.

Aber auch innerhalb von Konzernen verdienen Frauen teilweise weniger - etwa, weil sie eine Weile in Teilzeit gearbeitet haben und dadurch Nachteile in der Karriere haben. Nach der Beobachtung von Christine Muhr, IT-Fachsekretärin bei der Gewerkschaft Verdi in Baden-Württemberg, gilt das insbesondere in IT-Berufen.

Um die Lücke zu schließen, müssten Frauen in Fach- und Führungspositionen gefördert werden, betont ein Sprecher des Technologiekonzerns Bosch. Bei Microsoft versucht man seit Jahren mit flexiblen Arbeitsbedingungen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern und so auch die Karrierechancen von Frauen zu verbessern. Auch bei SAP bemüht man sich, Frauen anzulocken und schreibt zum Beispiel Führungspositionen inzwischen in Teilzeit aus. "Wir tun alles dafür, dass der Frauenanteil steigt", sagt Personalchef Younosi. "Das Problem ist, dass im Tech-Bereich die Gesamtanzahl der Frauen, aus der wir rekrutieren können, nicht sehr hoch ist."

Annika Grah, dpa


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Autor: W&V Redaktion

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