Das zweite unverwechselbare Merkmal von "FHM": herrliche schräge, sinnlose Bildunterschriften. Die sind noch da. Aber sehr, sehr selten geworden. Noch seltener als 2010.

Abgesehen davon ist "FHM" noch immer "FHM". Die wenigsten Leser werden den Traumfrau-Strecken und Gesundheitstipps, Kolumnen und Autogeschichten anmerken, dass sich etwas geändert hat. Nicht einmal unbedingt, wenn sie das Impressum studieren. Wo sie eine Ursache für "Fast alles beim Alten" finden werden. Trotz neuer Führung und noch kleinerer Stammbesetzung stehen hier noch einige vertraute Namen. Was für das März-Heft schon in Berlin vorbereitet worden war, hat Alltype wohl übernehmen dürfen. Weiterer Stabilitätsfaktor: Wie stets in den zehn Jahren "FHM" Deutschland hat die Redaktion Zugriff auf Material der internationalen Ausgaben, wo sowohl teuere Mädchen-Strecken als auch spannende Reportagen produziert werden.

Große Frage: Ist diese Stabilität das große Plus oder das große Minus in der Rechnung, die der erfahrene Männerblattmacher Markus Boden mit seiner Drei-Mann-Truppe aufmacht? Die treuen Leser behalten und zugleich den Abwärtstrend stoppen heißt die herkulische Aufgabe, die die Redaktion bewältigen muss. Da ist sie nicht die einzige Magazinredaktion in Deutschland. Aber eine der kleineren. Kallenberg und Mitte Editionen sind an dieser Aufgabe gescheitert. Auch Boden schon, zuletzt mit Sinon Media und "Penthouse". Was nicht heißen muss, dass "FHM" zum Scheitern verurteilt ist.

Wie es aber wirklich weitergeht mit dem einst kessesten Männertitel auf dem klein gewordenen deutschen Markt, das lässt sich wohl erst abschätzen, wenn "FHM" aus dem Schatten der Vorgängerredaktion tritt und Chefredakteur Pützer gemeinsam mit Herausgeber Boden am neuen Profil arbeitet.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.