Jahresrückblick:
2015: Das waren die fünf größten Aufreger aus Agentursicht
Eifersüchteleien, Skandale, Streitereien - das Jahr 2015 wartet aus Sicht der Agenturen mit dem ein oder anderen Eklat auf. W&V Online stellt die fünf größten Aufreger des Jahres vor.
Es besteht Hoffnung: Vielleicht kommt der eine oder andere Agenturchef über die stillen Tage ja ein bisschen ins Grübeln, vielleicht bleiben einige der guten Neujahrsvorsätze ja nachhaltig im Gedächtnis, und vielleicht wird 2016 tatsächlich ein ruhigeres Jahr. Immerhin empfehlen manche Kreativchefs inzwischen ja schon die Arbeit der Konkurrenz.
Die weitaus wahrscheinlichere Prognose für die nächsten 365 Kalendertage lautet aber eher: Es darf weiter gestritten werden. Die Branche lebt schließlich auch von ihren Eitelkeiten - und die Rivalität ist ein Teil des Geschäfts.
Aus diesem Anlass hier nochmal die fünf größten Aufreger des Jahres aus Agentursicht.
1. Plagiat oder Inspiration?
Handelt es sich um Ideen-Klau oder haben sich die Kreativen inspirieren lassen? - Diese Frage ist wahrscheinlich so alt wie die Branche selbst. Einer der Streitfälle dieses Jahres: Die Kampagne für das Online-Möbelhaus Home24, realisiert von der Agentur Plantage Berlin. Auf die Idee zu den Ikea-Lästermotiven (wie "Anställn" und "Långweilig") melden jedoch auch noch andere Werber Anspruch an: Zum einen ist da der freie Kreative Tobias Geigenmüller, der vor rund zehn Jahren für das Möbelhaus Hübner ähnliche Flyer entwickelte. Geigenmüller wies Plantage und Home24 zuvor auf seine Arbeiten hin. Zudem hatte die Wiener Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann für den Kunden Mömax bereits 2012 mit einer ähnlichen Arbeit geworben.
2. Antoni
Ende 2014 bereits schlug die unkonventionelle Etatvergabe von Mercedes in der Branche ein wie eine Bombe. Agenturen wie Heimat, BBDO und Nordpol kämpften vergebens mit Jung von Matt um den Prestige-Etat der Automobilbranche. Die Entscheidung für eine noch gar nicht existierende Mercedes-Agentur unter Führung von Tonio Kröger und André Kemper stieß vielen übel auf. Klar, dass danach jeder Schritt und Tritt der beiden Werber auf großes Interesse stieß. Wie wird das Team aussehen, wie die erste Arbeit und wie der erste TV-Spot? Und: Lässt Opel-Marketerin Tina Müller Kemper einfach so weiterziehen - wenige Monate, nachdem sie ihn angeheuert hat? Das Projekt Antoni, dies wurde 2015 relativ schnell klar, ruft bei nicht wenigen in der Branche ziemlich viel Neid und Häme hervor.
3. Thomas Strerath
Mit seinen Äußerungen hat Thomas Strerath (Foto oben) schon oft die eine oder andere Debatte angeschoben. In diesem Jahr aber war der frisch gebackene Jung-von-Matt-Vorstand die Hauptfigur in einer ganzen Reihe von Aufregern, die die Agenturszene bewegten: Die Vorwürfe von Scholz-&-Friends-Chef Frank-Michael Schmidt um Streraths Rolle als Effie-Juryvorsitzender haben sein Ansehen in der Branche zumindest kurzzeitig angekratzt. Seine Ämter im Agenturverband GWA hat er aufgegeben. Die Effie-Affäre beschäftigt derzeit noch die Anwälte. Zuvor war bereits Streraths Trennung von seinem ehemaligen Arbeitgeber Ogilvy alles andere als harmonisch verlaufen. Was hält das Jahr 2016 für Strerath bereit? Eines ist sicher: Still wird es um den stets meinungsstarken Manager nicht werden.
4. Die Media-Debatte
Die Debatte um das Geschäftsgebaren der Mediagenturen ist an und für sich nichts Neues. Anfang dieses Jahres hat Thomas Strerath das Thema jedoch wieder auf den Tisch gebracht. Die W&V-Titelgeschichte vom 20. Juli (Ausgabe 30/2015) traf den Nerv der Branche. Rabatte, Kickbacks, mangelnde Transparenz - die lange bekannten Vorwürfe sind wieder im Bewusstsein von Vermarktern und Webungtreibenden. Auf Agenturseite bemüht man sich zwar, das Problem klein zu reden - in einem Interview mit dem "Handelsblatt" spricht OMG-Chef Klaus-Peter Schulz von "Legenden". Die Forderungen nach einem deutschen "Loi Sapin" verstummen jedoch nicht. Das Thema Transparenz - es steht ganz oben auf der Agenda des Verbandes der Werbungtreibenden OWM.
5. Elternzeit
Bei W&V Online hat im August dieses Jahres kein Artikel für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie diese Geschichte: Ein Kreativer aus Stuttgart hatte unmittelbar nach der Rückkehr aus der Elternzeit seinen Job verloren. Während ihn sein Chef gleich am Eingang abfing, warb seine Agentur auf ihrer Website immer noch mit ihrem Mitarbeiter, dem "Vollzeitpapa" Stefan, der "leider" in der Babypause sei. Viele stellten die Frage: Wie organisieren eigentlich andere Agenturen die Elternzeit? Dass das Thema nach wie vor so aktuell ist, stimmt ein wenig bedenklich. Schließlich sollte man meinen, nur ausgesprochen unflexible und unkreative Agenturchefs sollten das Thema Elternzeit im Jahr 2015 noch derart kritisch sehen.