
Franziska Mozart:
Kommentar: Warum Selfie-Kampagnen nerven
Die Wahrheit über Selfies ist: Sie nerven. Die Wahrheit über Selfie-Kampagnen ist: Sie nerven gewaltig. W&V-Redakteurin Franziska Mozart über einen Trend, der hoffentlich bald vorbei ist.
Die Wahrheit über Selfies ist: Sie nerven. Nur ein knappes Drittel der Deutschen findet die Selbstporträts ihrer Mitmenschen interessant, wie das Meinungsforschungsinstituts YouGov in einer repräsentativen Umfrage feststellte. Etwa drei Viertel der Deutschen sind der Meinung, dass zu viele Selfies veröffentlicht werden.
Trotzdem sorgen Unternehmen mit großen Engagement und Werbedruck dafür, dass die Selfie-Welle weiter schwappt und immer noch mehr Fotos gepostet werden. Bitte mit dem richtigen Hashtag, um für die Menschenrechte, das Shopping-Portal, Radio, Computerprogramm, die Kopfhörer oder sonst etwas zu werben.
Doch die Wahrheit über Selfie-Kampagnen ist: Sie nerven gewaltig. Nicht nur, dass sie mit aller Gewalt versuchen, die ohnehin schon hohe Zahl der Selfies weiter in die Höhe treiben (92 Prozent der 18- bis 24-Jährigen haben schon einmal ein Selbstbild mit ihrem Smartphone gemacht, bei den 25- bis 34-Jährigen sind es noch rund drei Viertel). Es ist einfach nicht mehr originell. Ein Trend, auf den schon alle setzen, hat sich tot gelaufen. Selfie alleine funktioniert nicht, ist nicht cool.
Eine solche Kampagne kann nur gut werden, wenn es nicht darum geht, "irgendwas mit Selfie" zu machen, weil es gerade hip ist, sondern wenn es eine Story dazu gibt, die zum Produkt passt. Beats macht es momentan recht gut. Das liegt aber an den guten Bildern, der Musik und der Marke. Es sind hier die professionellen Selfies aus dem Kampagnen-Spot, die viral werden und kaum die privaten.
Die eindrücklichste Selfie-Aktion war die von Samsung bei der Oskar-Verleihung. Gerade weil es nicht irgendein Gewinnspiel war, bei dem jedermann ein Foto von sich mit Hashtag posten sollte, sondern ein Promi-Foto mit einer guten Story dahinter. Zu Beginn war ja nicht klar, dass der Smartphone-Hersteller dahinter steckt. Das war gut und hat funktioniert, weil es frech von Samsung war. Aber – und das ist viel wichtiger – die User wollten das Selfie von Ellen DeGeneres mit diversen Stars wie Brad Pitt, Meryl Streep und Bradley Cooper sehen und teilen: Nach nur einer Dreiviertelstunde hatte das Bild bei Twitter schon mehr als eine Million Retweets. Das war gut. Aber die xte Kampagne, bei der ich meine Nase für irgendein Produkt hergeben soll – die braucht wirklich keiner mehr.
If only Bradley's arm was longer. Best photo ever. #oscars pic.twitter.com/C9U5NOtGap
— Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) 3. März 2014