
Überwachung bei "Galileo":
"1984" im Jahr 2014: ProSieben startet "We Are Watching You"
Thilo Mischke steigt für die ProSieben-Reihe "Galileo" eine Woche lang in einen Glascontainer und lässt sich komplett rund um die Uhr überwachen.
ProSieben gibt den großen Überwacher und startet am kommenden Sonntag "We Are Watching You" in der Reihe "Galileo". Der Sender nennt es "großes 24/7-Experiment" und steckt dafür seinen Reporter Thilo Mischke eine Woche lang in einen Glaskasten auf dem Burgplatz im Herzen von Essen. Rund um die Uhr wird dann jede Bewegung, die er macht, von Passanten beobachtet. "Wenn er telefoniert, erschallt das Gespräch aus Lautsprechern über den Platz. Seine Textnachrichten erscheinen auf einem großen Display an der Außenwand der gläsernen Behausung. Dort sieht man auch, welche Seiten er im Internet aufruft. Alle Fotos, die der Reporter im Handy gespeichert hat, sind ebenfalls auf einem Bildschirm zu sehen", kündigt ProSieben an, das mit dem Projekt öffentlich auf das Thema Überwachung aufmerksam macht. Mischke ist übrigens ein Meister der Selbsterfahrung; unter anderem folgte einem seiner Experimente das Buch "In 80 Frauen um die Welt" (Kommentar unnötig).
Die ganze Woche sendet das "Wissensmagazin" mit Aiman Abdallah live ab 19.05 Uhr aus Essen und berichtet, welche Aufgaben Mischke erfüllen muss und wie sich das Leben in der Glasbox auf seine Psyche auswirkt. Die Zuschauer können stets dabei sein: Im Livestream unter galileo247.de können die Zuschauer das Experiment nonstop beobachten. Und: Die Zuschauer beeinflussen das Experiment. Auf der "Galileo"-Homepage können sie die Challenges für Thilo mitgestalten. Unter dem Hashtag #ichsehedich kann jeder bei Twitter, Facebook, Vine und Instagram Fotos, Textnachrichten und Videos von sich hochladen, wie er den 33-Jährigen auf dem Essener Burgplatz beobachtet. Diese laufen dann auf drei Bildschirmen in der Glasbox. "So weiß Thilo immer, wer ihm gerade zuschaut", so der Sender über den Versuch mit dem wahrhaft gläsernen Menschen.
Zum Konzept sagt "Galileo"-Redaktionsleiterin Katja Hahn: "Überwachung ist kein Szenario aus einem Agentenfilm, sondern Realität. Vielen ist das eigentlich egal - nicht zuletzt, weil wir nichts davon bemerken. Doch was geht in einem Menschen vor, wenn er direkt mit der Überwachung konfrontiert wird? Und was löst diese Erfahrung mental in ihm aus? Mit unserem Experiment ,We Are Watching You' wollen wir diese Fragen beantworten." Gegenüber der Nachrichtenagentur Mischke zieht Parallelen zu George Orwells "1984", mit der Überwachungs-Show "Big Brother" habe das, was er plant, aber nichts zu tun, betont er. Übrigens: Einziger Schutzraum des Containers mit Bett und Schrank und Tisch ist das Bad. "Ich könnte, wenn ich wollte, häufig auf die Toilette gehen oder den ganzen Tag duschen. Aber das widerspricht ja der Idee. Einen gewissen Masochismus bringe ich an der Stelle auch mit", so Mischke im Gespräch mit "dpa".
ps/dpa