
Image-Krise bei Volkswagen:
"25 Jahre Treue": Warum VW in der Gratis-"Bild" wirbt
Volkswagen wirbt prominent in der Gratis-Sonderausgabe der "Bild" zur Deutschen Einheit. Reaktionen in den sozialen Netzwerken lassen nicht lange auf sich warten. W&V Online hat nachgefragt, was es mit der Kampagne auf sich hat.
In der Gratis-Sonderausgabe der "Bild"-Zeitung zur Deutschen Einheit, die am Donnerstag an 42 Millionen Haushalte verteilt wurde, fällt ein Werbekunde besonders auf: Volkswagen. Der Autohersteller wirbt großformatig auf zwei Anzeigenseiten und gratuliert zu "25 Jahren Deutsche Einheit". Auf der Titelseite bedankt sich die Marke außerdem für "25 Jahre Treue".
Die Motive verwundern: Hat Volkswagen nicht gerade andere Probleme? Sollte es sein Werbegeld nicht besser woanders einsetzen? Das Image von Volkswagen ist seit dem Eingeständnis von Abgas-Manipulationen schwer beschädigt. Der Konzern stoppt offenbar einen Großteil der geplanten Kampagnen und Werbeausgaben, Vermarkter berichten von einer Werbebremse. Es gilt, die Kräfte zu bündeln, neue Strategien zu entwickeln. Denn das Urvertrauen in die Traditionsmarke muss wiederhergestellt werden. Ein PR- und Marketing-Kraftakt. Und nun diese prominente und sicherlich kostspielige Aufmachung in der "Bild"-Ausgabe. Zu einem zwar emotionalen, aber doch nicht unbedingt drängenden Thema:
Reaktionen in den sozialen Netzwerken lassen nicht lange auf sich warten:
Ob es #VW bei der #Bild-Gratisausgabe zu 50 Jahre Deutsche #Einheit wohl noch gibt? @BILD @Volkswagen pic.twitter.com/eIruYvzoFD
— Pizponet (@_Pizponet) 1. Oktober 2015
.@bild nicht euer Ernst zwei Seiten Werbung für @Volkswagen nach dem Skandal der letzten Woche? #BILDindieTonne pic.twitter.com/2eR4yl9v2Q
— Danny Mh (@pr02) 1. Oktober 2015
@r0llinger das solten sie lieber in ordentliche Abgas-Technologie investieren als in Propaganda.... @BILD @Volkswagen
— Danny Mh (@pr02) 1. Oktober 2015
Welcher Übeltäter war das denn? Anzeige von #VW in Jubiläums #Bild versaut! #dieselgate #GreenCityeV pic.twitter.com/Qu3KZGV57b
— Green City e.V. (@GreenCityeV) 2. Oktober 2015
Wenn die Realität die Werbeplaner überholt - das Ergebnis spricht für sich #Fail #VW #Dieselgate #Recht #Bild pic.twitter.com/B4qrXCsHg5
— Jörg Wetzel (@DerOnliner) 1. Oktober 2015
Diese ganz unaufdringlichen und überraschenden Werbeanzeigen von VW in der Gratis-Bild. PR mit dem Holzhammer. #dieselgate #BILDindieTonne
— Map303 (@Map303) 1. Oktober 2015
W&V Online hat Volkswagen gefragt, was es mit der Kampagne (Kreation: Grabarz & Partner, Media: Mediacom) auf sich hat und warum der Konzern genau jetzt in der Sonderausgabe wirbt.
"Die Kooperation mit dem Axel Springer Verlag zur Sonderausgabe der 'Bild' wurde bereits vor einigen Monaten vereinbart und die entsprechenden Anzeigenmotive und -botschaften sind frühzeitig entwickelt worden", erklärt ein Sprecher. Heißt: Für einen Stopp war es wohl zu spät. Doch der Sprecher vermittelt den Eindruck, dass der Konzern weiterhin zu der Kampagne steht: "Gleichzeitig sind wir der Überzeugung, dass die Inhalte der Sonderausgabe nachhaltig und relevant sind." Denn: "Die Sonderausgabe der 'Bild'-Zeitung erscheint anlässlich eines überaus positiven Ereignisses, dass ganz Deutschland bewegt und noch heute für sehr viele Menschen große Bedeutung hat." Die "außergewöhnlich hohe Auflage und Verbreitung" der Sonderausgabe nutzt der Autohersteller, um sich bei seinen "treuen Kunden für das langjährige Vertrauen zu bedanken".
Rund um das Ereignis "25 Jahre Deutsche Einheit" plant Volkswagen weitere Aktivitäten, vor allem in Zusammenarbeit mit den Handelspartnern in den neuen Bundesländern. Denn "25 Jahre Deutsche Einheit" bedeuten dort auch "25 Jahren Volkswagen". Auf die Werbemotive gebe es "vielfach positive Reaktionen".
Vielleicht punktet sie auch, die Imagewerbung zur Einheit. Die Aufregung in den sozialen Netzwerken ist zwar da, aber überschaubar. Offenbar nimmt die Masse die Platzierung nicht sonderlich übel. Oder es ist ihr egal. Nicht gefallen dürfte jedoch auch Volkswagen der Social-Media-Aufruf #Bildindietonne von Bildblog. Gemeint ist zwar das Gratis-Springer-Blatt. Aber auch VW kriegt sein Fett weg:
Zählt so auch, oder? #BILDindieTonne pic.twitter.com/7lq06twgcT
— mΛrc [G] (@gregma) 1. Oktober 2015
BILD ist das, was Du draus machst. (Hervorragend platzierte Werbung übrigens!) #BILDindieTonne pic.twitter.com/oH3PShMnuZ
— Hilli Knixibix (@HilliKnixibix) 1. Oktober 2015
Real-Satire auch in DEINEM Briefkasten: Jetzt heuchelt zusammen, was zusammen gehört #BILDindieTonne, #BILDnotwelcome pic.twitter.com/kxAnvgyyiW
— Beagle Barnie (@BeagleBarnie) 1. Oktober 2015
Volkswagen ist ein treuer Kunde in "Bild"-Sonderausgaben. So war der Konzern 2008 prominent in einer Sonderausgabe zum Tag der Deutschen Einheit vertreten. In der Ausgabe anlässlich des 60. Geburtstags von "Bild" stemmte der Auto-Riese 2012 gemeinsam mit dem Axel Springer Verlag ein "Mega-Gewinnspiel".
Mehr dazu lesen Sie im "Brennpunkt" in der nächsten Ausgabe der W&V, die am Montag, 5. Oktober erscheint.