
Werbeverbot:
"Bald Prügelstrafe für Raucher?" - ZAW kritisiert die WHO
Die Weltgesundheitsorganisation hat sich für ein weltweites Verbot für Tabakwerbung ausgesprochen. Auch Schockwerbung und höhere Tabaksteuern empfiehlt die WHO, um das Rauchen einzudämmen. Der ZAW protestiert: "Gibt's bald Prügelstrafe für Raucher?"
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich für ein weltweites Verbot von Tabakwerbung ausgesprochen. Auch Schockwerbung und höhere Tabaksteuern empfiehlt die UN-Sonderorganisation, um das Rauchen einzudämmen. "Jeder Staat steht in der Verantwortung, seine Bevölkerung vor Krankheit, Behinderung und Tod zu schützen, die durch Tabakkonsum verursacht werden", formulierte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Zwar seien in vielen Ländern, darunter Deutschland, umfangreiche Werbeeinschränkungen durchgesetzt worden. Aber die Tabakindustrie habe immer noch einige Schlupflöcher: Wie etwa Gratis-Zigaretten per Post, Discount-Preis-Aktionen, das Sponsoring von Veranstaltungen mit Zigarettenmarken oder die Platzierung von Tabakprodukten in TV- und Kinofilmen. Die Länder reagierten unterschiedlich. An Deutschland wurde bemängelt, dass immer noch Plakatwerbung erlaubt sei.
Ohne die Ausweitung staatlicher Maßnahmen - darunter gesetzlich vorgeschriebene Warnungen auf Zigarettenschachteln - wird nach WHO-Schätzungen die Zahl der Menschen, die an den Folgen des Tabakkonsums sterben, weiter steigen: Von derzeit etwa sechs Millionen pro Jahr auf acht Millionen bis 2030.
"Wir wissen, dass nur ein vollständiges Verbot von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring effektiv ist", sagte Douglas Bettcher, Chef der WHO-Abteilung zur Vorbeugung von nichtansteckenden Krankheiten. "Staaten, in denen solche Maßnahmen konsequent durchgesetzt wurden, konnten das Rauchen in wenigen Jahren deutlich eindämmen."
Dem widerspricht vehement Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbands der Werbewirtschaft (ZAW): "Was Wissenschaftler weltweit herausgefunden haben: Die Rauchmotivation hängt nicht mit dem Markenwettbewerb der Produzenten zusammen, sondern mit psychosozialen Aspekten." Das seien beispielsweise Wünsche nach Stimulanz, Beruhigung, Dämpfung von Stress wie Angst, Geselligkeit und Genuss. "Deshalb funktionieren Werbeverbote auch nicht, wie es sich immer wieder erwiesen hat." Nickel spitzte gegenüber W&V Online noch weiter zu. Die WHO ignoriere derlei Zusammenhänge, deswegen verlange sie immer stärkere Mittel. "Ist die nächste Stufe vielleicht Prügelstrafe für Raucher? An den Pranger mit ihnen?"
Werbeverbote in Teilbereichen, höhere Tabaksteuern, Schockbilder auf Zigarettenpackungen und ähnliches seien bereits in 124 Ländern durchgesetzt, so die WHO. Fast 70 Staaten - vor allem in Afrika und Südamerika - würden jedoch bislang nur wenig oder nichts gegen den Tabakkonsum unternehmen, beklagt die WHO in ihrem Jahresbericht 2013 zum Kampf gegen das Rauchen.
Die EU plant zudem, europaweit Schockbilder auf Zigarettenschachteln einzuführen. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag sieht vor, drei Viertel der Zigarettenschachtel mit abschreckenden Bildern zu versehen. Die Tabakindustrie wehrt sich vehement gegen die Pläne und hat Anfang des Jahres eine entsprechende Kampagne dagegen lanciert. Offenbar ist inzwischen auch die Bundesregierung geneigt, die Schockbilder durchzusetzen. (mit dpa-Material)