
Pinkstinks:
"Barbie war gestern": Hunderte demonstrieren gegen sexistische Werbung
"Wenn euer Produkt was taugen würde, bräuchtet ihr keinen Sexismus um was zu verkaufen": Viele Berliner folgten dem Aufruf von Pinkstinks, Terre des Femmes, #Aufschrei und anderen, um erstmals gegen Sexismus in der Werbung zu demonstrieren. Der Werberat will sich an der Debatte beteiligen.
Pinkstinks feiert auf Facebook "über 1000 Menschen", die "Berliner Morgenpost" schreibt von rund 400 Unterstützern, "Neues Deutschland" von einigen hundert. Welche Zahl nun stimmt, ist nicht so wichtig: Tatsache ist, dass am Sonntag viele Berliner dem Aufruf der Organisation Pinkstinks, Terre des Femmes, #Aufschrei und anderen gefolgt sind, um erstmals gegen Sexismus in der Werbung zu demonstrieren.
Viele Demonstranten hielten Plakate hoch, auf denen etwa "Barbie war gestern", "Werbung verarscht dich", "Wenn euer Produkt was taugen würde, bräuchtet ihr keinen Sexismus um was zu verkaufen" oder auch "Ich bin stärker als Barbie" zu lesen war. Die Mattel-Puppe musste immer wieder als Feindbild herhalten, denn die Demo fiel mit der Schließung des Barbie-Dreamhouses in Berlin zusammen. Es war ein Besucherflop und taugte zum Schluss nur noch für eine Abrissparty der Linksjugend Kreuzkölln.
Der Verein Pinkstinks und seine Unterstützer wollen mit der Demo und ihrer Arbeit gegen das Frauenbild in Medien und Werbung und gegen Rollenklischees vorgehen. Dabei verfolgt der Verein ein klares Ziel: Bis 2016 wollen die Mitglieder ein Gesetz mitentwickeln, das geschlechtsdiskriminierende Werbung verbietet (siehe auch Interview mit der "taz"). Ihr Zorn richtet sich vor allem gegen sexistische Werbung, die Männer als Macher und Frauen als "halbnackte Gegenstände" darstelle. Die diskriminierende Darstellung in Medien verstärke Gewalt gegen Frauen, so ihr Vorwurf. Aber auch Chipssorten für "Männer" und "Mädels" kommen nicht gut an.
Am Montag reichte der Verein eine Petition beim Werberat ein. Ihre Forderung: Kinder und Jugendliche müssen vor Außenwerbung geschützt werden, die vermittele, Frauen seien vor allem Körper und allzeit sexuell verfügbar. Aber auch vor dem Bild, das Männer als erfolgreiche Typen und Macher darstellt, die bestimmen, wo es langgeht.
Der Deutsche Werberat erklärte mittlerweile in einer Stellungnahme, das Gremium wolle sich an der öffentlichen Debatte über Geschlechterdiskriminierung in der Werbung beteiligen. Geschäftsführerin Julia Busse nahm die Petition bei einer Podiumsdiskussion entgegen und betonte: "Der intensive Dialog darüber, was für die Gesellschaft sexistische Werbung ist und was nicht, ist dem Werberat überaus wichtig. Auch beim Austausch der Meinungen dazu gilt: Vielfalt ist schön. Doch einseitige Interpretationen und das Ausblenden von vielleicht unerwünschten Fakten helfen nicht weiter.“ Der Kinder- und Jugendschutz habe einen besonders hohen Stellenwert in der Arbeit des Werberates. Doch jede Werbung nur aus Kindersicht zu beurteilen, würde der Verpflichtung des Werberats zu "einer ausgewogenen Abwägung zuwider laufen". Für ihn gelte ein "Balance-Gebot". Busse: "Bei seinen Entscheidungen muss der Werberat ganz unterschiedliche Interessen abwägen. Dabei wird die Sichtweise keiner Gruppe ausgeklammert, auch nicht die Sicht derjenigen, die mit der Werbung angesprochen werden sollen."
Eine Rednerin bei der Demo fasste es so zusammen: "Frauen existieren nur als weiße, extrem schlanke, gesunde heterosexuelle Norm-Schöne und immer willige Gegenstände". Das sei Sexismus und der Ursprung von Gewalt und letztlich Auslöser für Initiativen wie #aufschrei.
Die Organisation Femen war übrigens nicht dabei. Die Aktivistinnen, die vorzugsweise barbusig demonstrieren, folgten der Bitte der Organisatorinnen, ihrerseits keine Aktion zu starten.