"Bild" nahm Balotelli-Collage ohne zu fragen - Bezahlung des Titanic-Grafikers erst im Nachgang
"Suche erfahrenen Medienanwalt per sofort" - das hatte Grafiker Friedemann Weise auf Facebook gepostet, nachdem eine Satirecollage von ihm - ohne Quellenangabe - auf der ersten Seite der "Bild" gelandet war. W&V Online hat mit ihm gesprochen.
"Suche erfahrenen Medienanwalt per sofort" - das hatte Grafiker Friedemann Weise auf Facebook gepostet, nachdem eine Satirecollage von ihm von Facebook direkt auf der ersten Seite der "Bild" gelandet war. Das Bild zeigte den italienischen Fußballer Balotelli in seiner außergewöhnlichen Geste nach seinem EM-Tor gegen die deutsche Nationalelf - allerdings nicht auf dem Rasen, sondern mit einer Heckenschere. Weise ist sauer: "Bild" hatte seinen Namen als Quelle nicht erwähnt. Auch jetzt ist das Bild bei Bild.de immer noch online, ein Quellen-Hinweis fehlt aber immer noch. Das Bildblog hatte darüber berichtet.
"Wenn mich 'Bild' gefragt hätte, hätte ich der Zeitung den Abdruck nicht erlaubt," sagt Weise nun gegenüber W&V Online. Er arbeitet als Grafiker und Musiker sowie als Autor für "Titanic". "Vieles, was ich mache, biete ich auch manchmal der 'Titanic' an. Da ist es aber ganz normal, dass ich für diese Arbeit auch bezahlt werde." Ihn stört, dass mit seiner Idee Auflage gemacht wird. "Solange damit keiner wirklich Geld verdient, ist das ok, aber wenn ein Medium mit meinem Content Geld macht, ist das schon etwas anderes," sagt Weise.
Der Grafiker hat bereits mit einem renommierten Medienanwalt gesprochen. Dieser hat ihm aber zunächst geraten, mit "Bild" selbst das Gespräch zu suchen. Er selbst wollte das Bild ursprünglich gar nicht kommerziell nutzen. Weise: "Natürlich habe ich selbst nicht die Rechte an den verwendeten Bildern, aber ich sehe es als künstlerische Freiheit an, mit diesem Zitat etwas zu gestalten. Ich wollte mit der Collage ja auch kein Geld verdienen, sondern dies auf Facebook mehr als Promo für mich und meine Arbeit nutzen."
Inzwischen gab es einen Kontakt zwischen Weise und der "Bild", wie Springer-Sprecher Tobias Fröhlich erklärt. Es sei auch eine Einigung über ein "Bild"-Honorar getroffen worden. Fröhlich erklärte, dass das Bild über virale Quellen zur Bild gelangt sei und damit der Urheber nicht ermittelt werden konnte.