
Personalabbau:
"Brigitte" steht vor größeren Einschnitten
Der Personalabbau bei der "Brigitte" soll offenbar deutlich größer ausfallen. 14 Mitarbeiter sollen gehen. Dies entspricht fast ein Drittel der Redaktion, teilt der Betriebsrat mit. Er geht auch mit dem Chefredakteur Stephan Schäfer hart ins Gericht.
Die personellen Einschnitte der zur Gruner + Jahr gehörenden Frauenzeitschrift "Brigitte" sind offenbar größer als bisher angenommen. Wie der Hamburger Betriebsrat des Verlagshauses in einem am Freitag verteilten Mitarbeiterschreiben berichtet, will sich der neue Chefredakteur Stephan Schäfer von 14 Mitarbeitern in der Redaktion trennen. Dies entspricht rund 27 Prozent der Belegschaft, teilen die Arbeitnehmer-Vertreter mit. Bislang war nur die Rede davon, dass bis zu 10 Mitarbeiter gehen sollen.
Zudem gehen die Arbeitnehmer-Vertreter mit Schäfer hart ins Gericht, der seit Kurzem auch die Verlagsleitung von G + J Life übernommen hat. Der rechten Hand des neuen G+J-Vorstandsmitglied Julia Jäkel attestiert der Betriebsrat, dass er „kein inhaltliches, in die Zukunft weisendes Konzept“ besitze. „Mit dem Rausdrängen von gestandenen Redakteuren, reduziertem Leserdienst und am Markt eingekauften Geschichten steigert man weder die Auflage noch das Anzeigengeschäft“, meinen die Arbeitnehmervertreter. Damit würde man die Brigitte auch „nicht wieder zur besten Frauenzeitschrift am Markt“ machen, wie Schäfer gegenüber der Redaktion erklärt haben soll.
Der Betriebsrat befürchtet, dass der jetzt eingeschlagene Sparkurs zu weiteren Umsatzverlusten und Auflagenrückgängen des Titels führen werde. Am Ende könnte der Personalabbau noch „auf weitere Titel“ ausgedehnt werden. Schäfer verantwortet unter anderem Objekte wie "Essen & Trinken" und "Schöner Wohnen". Das vernichtende Urteil des Hamburger Betriebsrats ist für den erfolgsverwöhnten Schäfer ein schwerer Dämpfer. Ihm dürfte künftig ein schärferer Gegenwind in seiner Rolle als Verlagsgeschäftsführer entgegenwehen. Auch in der Belegschaft dürfte Schäfer künftig einen schwereren Stand haben, da die Mitarbeiter verstärkt um ihre Jobs bangen.
Gestern hatte die Brigitte-Chefredaktion mitgeteilt, dass sie unter anderem das Sonderheft „Brigitte Balance“ aus wirtschaftlichen Gründen dichtmachen will. Auch das Ressort Living der "Brigitte" mit sechs Mitarbeitern soll künftig komplett entfallen. Zudem soll das Food Ressort mit fünf Mitarbeitern mit der Essen & Trinken-Küche fusioniert werden, heißt es. Ferner soll der Leserservice mit bislang sechs Mitarbeitern schlanker aufgestellt werden. Gruner + Jahr lehnt dazu einen Kommentar ab.
Hinter dem Sparkonzept bei der Brigitte steht, dass Schäfer den Titel fit für den Wettbewerb machen muss. Die verkaufte Auflage des Magazins hatte im vergangenen Jahr kräftig Federn gelassen. Sie brach im 3. Quartal um 11,29 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal ein. Der langjährige Chefredakteur Andreas Lebert verließ die Chefredaktion. Als Ersatz holte Jäkel den Journalisten Schäfer an Bord, um dem Blatt neuen Schwung zu verleihen. In dieser Doppel-Funktion als Verlagsgeschäftsführer muss Schäfer aber auch auf die Rendite der Titel achten. Damit steht er in einem Spannungsverhältnis zwischen journalistischem Anspruch und Gewinnstreben.
Eine G+J-Sprecherin weist allerdings verlagsinterne Gerüchte zurück, dass er bei der "Brigitte" und anderen Titeln aus der G+J-Life-Gruppe die Kosten um 30 Prozent drücken soll. Eine solche Vorgabe gebe es nicht, heißt es bei der Bertelsmann-Tochter. Die jetzt geplanten Einsparungen würden bei deutlich unter zehn Prozent des Gesamtetats liegen.