
"Denglische" Werbetexte: Karstadt-Chef Andrew Jennings zum "Sprachpanscher des Jahres" gekürt
Werbebegriffe wie "Full of life", "Midseason-Sale", "home-style" bringen Schützer der deutschen Sprache auf die Barrikaden. Besonders negativ fiel ihnen in diesem Jahr Karstadt auf.
Karstadt-Chef Andrew Jennings - ein Brite - ist vom Verein Deutsche Sprache zum "Sprachpanscher des Jahres" ernannt worden. Die Sprachschützer stören sich am deutsch-englischen Sprachmischmasch bei Karstadt. Seit Jennings auf dem Chefposten sei, werbe die Kaufhauskette noch konsequenter als vorher mit Begriffen wie "modern and full of life", "Midseason-Sale" oder "home-style". Der Verein schlägt stattdessen deutsche Übersetzungen vor: "modern und voller Leben", "Zwischensaison-Ausverkauf" beziehungsweise "wie zu Hause".
Karstadt-Filialen seien für Kunden ohne Englischkenntnisse kaum zu verstehen, kritisierte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer am Freitag in Dortmund. Mit der Negativ-Auszeichnung wolle der Verein Jennings daran erinnern, dass die Kaufhäuser nicht in Liverpool und London, sondern in Wuppertal, Berlin und München stehen. Jennings, geboren 1948, ist seit Anfang 2011 Chef bei Karstadt.
Ein Dorn im Auge ist den Sprachschützern auch der Medienkonzern ProSiebenSat.1, der Konzern entging nur knapp der zweifelhaften Ehrung. Mit 1490 Stimmen blieb die Fernsehgruppe 31 Zähler hinter Jennings. Den Sprachschützern missfielen die "denglischen Fernsehproduktionen" mit "Germany's next Topmodel", "talk talk talk" oder "Lifestyle & More" schon lange.
Platz drei erreichte die Vorsitzende der CSU-Frauenunion Angelika Niebler, die Erfinderin der CSU-Parteifeier "Lounge in the City". Seit 2011 lade sie in bayerischen Städten zur "Ladies After Work Party, powered by CSU" unter dem Motto "High Politics and High Heels" ein.
Der Verein wählt seit 1998 den Sprachpanscher, der laut Satzung für das unnötige und fortgesetzte Verdrängen deutscher Wörter durch angelsächsische Importe steht. Frühere Panscher sind René Obermann (Deutsche Telekom 2011), Hartmut Mehdorn (Deutsche Bahn 2007) oder Klaus Zumwinkel (Deutsche Post 2005). (dpa)