
"Der Freitag": Verleger Augstein entledigt sich der Herausgeber
Schlechte Stimmung bei der Wochenzeitung "Der Freitag". Überraschend hat sich der Verleger Jakob Augstein von vier Herausgebern getrennt.
Bei der vom "Spiegel"-Miteigentümer Jakob Augstein 2008 erworbenen Wochenzeitung "Der Freitag“ hängt der Haussegen schief. Vor der Jahreswende hat sich Augstein von den vier Herausgebern Daniela Dahn, Friedrich Schorlemmer, György Dalos und Frithjof Schmidt getrennt. "Sie haben in den vergangenen Jahren des Übergangs von den alten Verlegern in die gegenwärtige Situation eine ganz wichtige Rolle gespielt. Die Zeit des Übergangs ist allerdings nun vorbei“, begründet Augstein seinen Schritt.
Hintergrund für den Rauswurf ist, dass er die Zeitung wieder zu seinen alten Wurzeln zurückführen will. "Die Ost-Identität ist für uns unverzichtbarer Bestandteil unseres Wesens“, betont der Verleger. Offenbar haben deshalb Herausgeber wie Dahn nichts mehr bei dem Blatt zu suchen. Dahn, seit 1982 freie Schriftstellerin in Berlin und ehemals Volontärin bei der DEFA, will das nicht hinnehmen. In einem Interview mit der "taz“ kritisiert sie Augsteins verlegerische Hand: "Im Laufe der Zeit haben sich unsere Vorstellungen von der Identität der Zeitung zu meinen Bedauern entfernt“, sagt die Journalistin.
Zunehmend habe Augstein die Zeitung hierarchisch geführt, kritisiert sie. In einer solchen Struktur seien deshalb andere Meinungen immer weniger gefragt gewesen. „Da sind Herausgeber, die meinen, ihren Senf auch noch dazugeben zu müssen, ein Störfaktor“, konstatiert Dahn. Die geschasste Mitherausgeberin rügt daher Augstein Vorgehen scharf. Sie bezweifelt vor allem, ob "es auf die Dauer hilfreich ist, sich des kritischen Korrektivs zu entledigen“.
Fraglich, ist ob hinter dem Rauswurf der Herausgeber möglicherweise auch finanzielle Gründe stecken. Denn die Zeitung verkauft laut IVW zurzeit knapp 14.000 Exemplare.