
5 Fragen an Martin Kunze:
"Die Arbeit mit einem Coach hat mich nach vorne gebracht"
Ex-Radiomanager Martin Kunze ist heute Berater. Und empfiehlt ein Coaching - egal, auf welcher Stufe der Karriereleiter man sich befindet. Das Interview.

Foto: Martin Kunze
Martin Kunze gilt als Radiokenner, er hat Jahrzehnte in der Funkbranche gearbeitet, das Metier von der Pike auf gelernt. Der gebürtige Oberpfälzer wirkte von der ersten Sendeminute an für Antenne Bayern, wechselte dann für 17 Jahre zu Radio NRW, wurde dort Programmchef. Zuletzt kehrte er in gleicher Position zu Antenne Bayern zurück. Das Münchner Radio – Marktführer unter den Privatsendern - verließ Kunze im Frühjahr 2016.
Seither hat Martin Kunze an sich gearbeitet. Mit dem Ergebnis, dass er seit 1. September Manager bei Demps & Partner ist, einer Finanz-Beratung für mittelständische Unternehmen. Unter anderem betreut er dort methodisches Coaching sowie Kommunikation 4.0/Marketing und digitale Transformation.
W&V Online hat den Manager Martin Kunze mit 5 Fragen zu seinem neuen Berufsleben konfrontiert - und zu seinem Weg dorthin.
Herr Kunze, Sie haben viele Jahre als Programmchef im Radio richtig Gas gegeben. Dann der Ausstieg, eine Phase des Profilings und Coachings, jetzt die Rückkehr ins Business. Was würden Sie im Rückblick jetzt anders machen?
Aus heutiger Sicht kann ich jedem, egal, auf welcher Stufe der Karriereleiter man sich befindet, ein Coaching empfehlen. Die Spiegelung des eigenen Könnens und die persönlichen Erkenntnisse, die man durch die Arbeit mit einem Coach gewinnt, haben mich entscheidende Schritte nach vorne gebracht. Sie machen den Blick vor dem nächsten Karriereschritt sehr klar und strukturieren die Optionen, die man hat, unheimlich gut.
Auch eine Führungskräfte-Weiterbildung kann ich aus eigener Erfahrung nur befürworten. In meinem Fall habe ich mich für das Management Institut der Universität St. Gallen entschieden und habe diesen Schritt keinesfalls bereut.
Können Sie einen derartigen "Medienbruch" weiterempfehlen?
Die Frage kann man mit Sicherheit nicht pauschal beantworten, da jeder individuelle Anforderungen an seine berufliche Weiterentwicklung stellt. Von mir selbst kann ich sagen, dass es der richtige Schritt war. Allerdings ist das ein Prozess, der nicht von heute auf morgen beendet ist und bei dem es natürlich auch immer Phasen des Zweifelns gibt. Daher war es auch für mich wichtig, dass ich mir die Zeit genommen habe zu entscheiden, wie ich mich in Zukunft beruflich aufstellen möchte.
Was ich jetzt schon sagen kann ist, dass der Schritt von der Radio- beziehungsweise Medienbranche zum Unternehmensberater gar nicht so groß ist, wie man vielleicht auf den ersten Blick denkt. Interessant war für mich zu sehen, wie viel Wissen und Erfahrung aus meiner bisherigen auch in der neuen Branche gefragt sind. Das ist eine schöne Motivation und ein Ansporn, in meinem künftigen Berufsumfeld diese breit aufgestellte Basis konsequent zu nutzen.
Was sind Ihre Tipps für Nachahmer?
Auch hier kann ich keine generelle Empfehlung aussprechen, sondern nur aus meiner Perspektive berichten. Für mich war es eine neue Erfahrung, dass ich das erste Mal in meinem Berufsleben mein Ziel, die Ergebnisqualität meiner Arbeit und meinen eigenen Anspruch vor die persönliche Sicherheit gestellt habe.
Dafür braucht man ehrlicherweise auch ein privates Umfeld, dass diese Entscheidung mitträgt und dich unterstützt, wenn zwischendurch immer wieder Zweifel entstehen, ob dieser Weg der richtige ist. Darauf konnte ich glücklicher Weise zurückgreifen.
Aus professioneller Sicht gibt es zwei Menschen, die mich im letzten Jahr intensiv begleitet und motiviert haben, die bekannten Strukturen der Radiobranche nicht als einzige mögliche Option für die Zukunft zu sehen: Meine Coachin zeigte mir, dass ich in der privilegierten Situation bin, mich in einem Sabbatical zu orientieren und neue kreative Ansätze für die weitere Karriere zu sammeln.
Ein Headhunter, mit dem ich intensiv gearbeitet habe, hat klar und ehrlich meine damalige berufliche Situation analysiert. Dadurch wurde der Focus auf das, was ich bin und künftig machen möchte, immer deutlicher. Zum Schluss war mir 100-prozentig klar, wie meine Karriere-Laufbahn weitergehen soll.
Die Kombination aus Coach und Headhunter hat mich darin bestärkt, dass ich künftig mein Wissen dafür einsetzen werde, mit Mandanten effiziente Lösungen in den Bereichen Marketing/Kommunikation 4.0 und digitale Transformation zu entwickeln und umzusetzen.
Nach Radio nun Kommunikation 4.0/Marketing: Was nützt Ihnen aus der Vergangenheit am meisten für die neue Tätigkeit im Beratungsbereich?
Die Deckungsbereiche aus meinen ersten 30 Berufsjahren mit den Anforderungen in den Unternehmen sind erstaunlich hoch: der Umgang mit Content, die Markenführung- und kommunikation, das Arbeiten mit der Geschäftsleitung innerhalb des Unternehmens, das Aufsetzen von Timelines, das Organisieren des Wissenstransfers, das Implementieren digitaler Tools und die Überprüfung der Praxistauglichkeit.
Dieses Wissen bringe ich mit und kann es in die verschiedenen Unternehmen einbringen.
Fühlen Sie sich für die Digitalisierung gut gerüstet?
Ja, auf jeden Fall. Zum einen durch eine Summe an Learnings und Umsetzungen wie etwa ein Bootcamp mit den Online Marketing Rockstars, eine Studienarbeit mit dem Markenberatern Diffferent aus Berlin und UM – The Unbelieveable Machine, das Aufsetzen von Multichannel-Strategien und deren Steuerung, dem Aufbau von Dashboards und den dazugehörenden Analytics. Das – zusammen mit dem Wissen wie oben beschrieben -, ergibt ein fundiertes Rüstzeug für die Zukunft.
Wichtig dabei ist, immer die Balance zu wahren und nicht alles zu digitalisieren um des Digitalisierens willen. Eine differenzierte Analyse kommt zuerst. Dann wird das Ziel definiert und Schritt für Schritt umgesetzt.