
"Dreckskerle kriegen nie was rein": Sexismus-Vorwurf gegen Anti-Müll-Kampagne
"Sexismus pur, Klischees und Vorurteile": Eine Kampagne der Agentur Keitel und Knoch gegen die Vermüllung der Isar wird von Politikern scharf kritisiert. Die Agenturchefs verteidigen jedoch ihr Engagement.
Die renaturierte Isar in München ist ein sehr schönes Naherholungsgebiet und zieht deshalb auch Scharen von Menschen an. Wenn die Sonne vom weiß-blauen Himmel strahlt, bevölkern ganze Legionen von Sonnenhungrigen, Feierwütigen und Grillern die Flussufer - mit entsprechenden Nebenwirkungen. Im Sommer müssen täglich viele Tonnen Müll entsorgt werden, obwohl überall Container stehen. Manche Uferregionen sehen morgens aus wie nach einem Heavy Metal Festival.
Um die Isargriller zu mehr Sauberkeit zu erziehen, haben das städtische Baureferat, die Werbeagentur Keitel und Knoch und die Isarfischer eine Kampagne gestartet. Sie schicken Mädchen in Hotpants und rosa Shirts an die Müllfront - sie sollen mit einer Rikscha an der Isar patrollieren und Müllbeutel verteilen. Das jedoch gefällt den Grünen der Stadt gar nicht, sie üben heftige Kritik an der Anti-Müll-Kampagne, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt. Ihr Vorwurf: "Sexismus pur, Klischees und Vorurteile", zitiert die Zeitung die Münchner Parteichefin der Grünen, Katharina Schulze. Gemeinsam mit anderen Parteien hatten sie zuvor das Baureferat wegen "ekelerregender Isarstrände" zum Handeln aufgefordert, jetzt stoßen sie sich an den Sprüchen auf den T-Shirts der Mädchen. Dort stehen Slogans wie "Müllfee? Mach's dir selbst" oder "Dreckskerle kriegen nie was rein". Schulze auf ihrer Internetseite: "Die Werbeagentur war jeden Euro zu teuer. Mit dem Geld hätte man lieber mehr Mülleimer und größere Müllcontainer aufgestellt - da gehört das T-Shirt der Kampagne gleich mit rein!"
Grünen-Vorstand Sebastian Weisenburger ergänzt: "Wer wie die Werbeagentur Keitel und Knoch meint, dass junge Menschen nur durch so eine sexistische Kampagne beeindruckt werden können, hat schon lange keinen jungen Menschen mehr aus der Nähe gesehen." Das sehen die beiden Initiatoren Hartmut Keitel und Michael Knoch ganz anders. Sie engagieren sich schon seit längerer Zeit privat für eine saubere Isar. 2010 gründeten sie die Initiative "Deine Isar", die mit Aufräumaktionen, Plakaten, Flyern und Kinospots auf das Problem aufmerksam machen will - bislang mit eher mäßigem Erfolg. "Wir kommen nur an die Jugendlichen ran, wenn wir eine freche Ansprache wählen. Ich muss Menschen erreichen, die eigentlich gar nicht erreichbar sein wollen", verteidigt Keitel gegenüber der "Süddeutschen" die Idee. Außerdem seien nicht nur Frauen, sondern auch Männer im Einsatz, alles Freiwillige, die sich via Facebook für den Mülldienst gemeldet haben.
Mittlerweile hat sich laut "SZ" der grüne Bürgermeister Hep Monatzeder von der Kampagne distanziert, bei der Präsentation hatte er die "Müll-Feen" noch selbst in der Rikscha herumkutschiert. Die Sprüche will er jedoch nicht bemerkt haben.