
Interview:
"Fehler, Sehnsüchte und Humor": Max Färberböck und die Heimatkrimis
Der Bayerische Rundfunk zeigt am 19. Oktober den zweiten Niederbayernkrimi von Max Färberböck. W&V Online hat beim Regisseur nachgefragt, wo das Verbrechen noch TV-Potenzial hat.
Im Buchhandel wie im TV boomen regionale Krimis. Als besonders kerniges Revier erweist sich dabei Niederbayern: Der Bayerische Rundfunk schiebt nach dem Erfolg mit "Sau Nummer vier" vor zwei Jahren am 19. Oktober um 20.15 Uhr einen zweiten Niederbayernkrimi unter dem Titel "Paradies 505" hinterher. "Diesmal ist es kein Finger, der den Fall ins Rollen bringt, sondern ein Zeh, der aus dem niederbayerischen Erdreich ragt. Nicht abgebissen von einer Sau, sondern lackiert und zugehörig zu einer Mädchenleiche", lautet der Teaser beim BR Fernsehen. Bei beiden Filmen führte Max Färberböck nach einem Drehbuch des Straubinger Autors Christian Limmer Regie. W&V Online hat beim Regisseur nachgehakt, wo das Verbrechen noch TV-Potenzial hat.
Herr Färberböck, "Paradies 505" ist der zweite Niederbayernkrimi, den Sie für den BR drehen. Wie viel Schlechtes erwartet uns denn noch aus dem Regierungsbezirk?
Wenn Sie unter "schlecht" verstehen, dass die Filme über falsche Entscheidungen, Ängste, Liebe oder auch Einsamkeit erzählen, so ist das Repertoire unerschöpflich. Diese Dinge werden in jeder Sekunde neu geboren. Auch in Niederbayern. Die Frage ist einfach nur, wie lange sich der Sender und das Publikum dafür interessieren.
Mit diesem Fall, der in Bad Reibach spielt, zählt die Heimatkrimi-Reihe des BR sechs Fälle. Wo in Bayern würden Sie denn noch das Verbrechen ansiedeln?
Immer dort, wo das Leben reich an Fehlern, Sehnsüchten und Humor ist. Also überall in Bayern. Aber vielleicht einfach mal da, wo ich herkomme. Am Wendelstein.
Haben solche Stoffe Kinopotenzial?
In bayerischen Kino ja. Der große Rest der Republik bleibt davon leider ein bisschen unberührt. Das hat etwas mit der Liebe der Bayern zum eigenen Volk, zur eigenen Sprache und zu starken Typisierungen zu tun. Wir schauen uns gerne selber zu und wenn´s gut ist, zahlen wir sogar dafür.
Haben Sie einen Krimi auf Ihrem Nachtkästchen liegen, den Sie gern verfilmen würden?
Ich lese heute wenig Krimis, aber wenn es darum geht, dass die Menschen unheimlich sind, fällt mir sofort etwas ein. Man muss sich nur an das unheimliche Gefühl erinnern, das ein Kind beim Anblick eines verlassenen Hauses hat und schon öffnen sich Türen. Der Rest ist viel, viel Arbeit.
Mit Bettina Reitz ist eine starke Programmfrau zum BR zurückgekehrt. Spüren die Filmschaffenden, dass die BR-Fernsehdirektorin Faible und Händchen für starke Filmstoffe hat?
Bettina Reitz hat eine starke Affinität zum Kino, eigentlich zu allem, was mit dem Erzählen von Geschichten zu tun hat. Und, was extrem wichtig ist, sie lässt den Erfindern die Intimität des Erzählens. Heißt, sie unterstützt, ohne zu manipulieren. Es gibt beim BR eine Offenheit den Stoffen gegenüber, die nie unkritisch, aber sehr fördernd ist. Mit Stephanie Heckner, der zuständigen Redakteurin für die Heimatkrimis, ist zum Beispiel das Durchdringen der Stoffe ein ewiges Fischen nach noch besseren Ideen. Und das macht Spaß.
Wer sich einen ersten Eindruck zu "Paradies 505" verschaffen möchte – hier geht es zum Trailer. Aber Vorsicht - Mundart!